Das Huhn – Liebe auf den zweiten Blick

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Es gibt Tiere, die finden wir von Natur aus niedlich: Katzen, Hunde oder Äffchen. In der Psychologie heisst das Phänomen «Kindchenschema» und bedeutet, dass uns Kulleraugen und kleine Näschen an Menschenkinder erinnern und wir sie deshalb automatisch süss finden. Das Huhn hat in dieser Hinsicht weniger Glück. Mit seinen nervösen Kopfbewegungen, dem spitzen Schnabel und den starren Augen wirkt es auf den ersten Blick eher befremdlich. Wer näher hinschaut, erkennt in Hühnern aber ein sehr kommunikatives Wesen, einfühlsame Mütter und schützende Männchen.

 

1. Wie Hühner sich verständigen 

Bisher wurden ungefähr 30 Laute identifiziert, mit denen sich Hühner verständigen, hinzu kommen verschiedene visuelle Zeichen. Und nicht nur untereinander kommunizieren die Tiere, sondern sie machen auch Menschen durch Laute auf sich aufmerksam. Sehr schön zu beobachten ist das synchrone Verhalten von harmonisierenden Hühnergruppen: Wenn Hühner gleichzeitig etwas machen – z.B. wenn sich alle im gleichen Moment zu kratzen beginnen  – ist das ein Zeichen dafür, dass die Tiere friedlich und glücklich zusammenleben. Fun Fact: Auch Menschen tendieren dazu, ein sympathisches Gegenüber unbewusst zu kopieren, z.B. indem sie die gleiche Körperhaltung einnehmen oder ebenfalls gähnen.

2. Weshalb kräht ein Hahn eigentlich?

Mit ihrem Krähen halten Hähne die Gruppe zusammen und vertreiben Feinde. Doch sie können nicht nur krähen, sondern auch wie Hennen gackern, damit warnen fürsorgliche Hähne die Gruppe vor Gefahr oder weisen auf Futter hin. Wie bei uns Menschen gibt es grosse Unterschiede zwischen den Hähnen: Gewisse sind sehr nervös und warnen ihre Artgenoss*innen bei jeder Kleinigkeit, andere wiederum sehen alles etwas lockerer. Hennen sind sogar noch kommunikativer und gackern fast bei jeder Gelegenheit: Wenn sie ein Ei legen, etwas Spannendes sehen oder Futter finden. Glucken verfügen zudem über ein sehr inniges Verhältnis mit ihren Küken, weshalb die Kommunikation mit ihnen besonders intensiv ist.

 

«Das Huhn Traudi traut sich gerade nicht, vom Zaun zu springen, deshalb dieses Geräusch»: Ein Guide zur Kommunikation von Hühnern.

 

3. Einfühlsame Mütter

Eine Studie aus dem Jahr 2013 zeigt, wie stark die Bindung zwischen Glucken und ihren Jungen ist: Hierzu lernten Hühner, eine farbige Box mit einem unbequemen Lufthauch zu assoziieren und eine andere Box mit Sicherheit – kein Lufthauch. Die Glucken zeigten sich besorgt, als die Küken in die „gefährliche“ Box gelegt wurden. Ihr Herz begann zu rasen und sie riefen die Küken zu sich, auch wenn diese nie wirklich einen Lufthauch erlebten! Die Hühner reagierten somit auf ihr persönliches Wissen über das Unbehagen der Küken und nicht nur auf ihre Anzeichen von Not. Zudem weisen Glucken ähnliche Stresssymptome wie ihre Küken auf, wenn sie sehen, dass ein Windstoss deren Flaum zerzaust. Hühner können somit erwiesenermassen den Standpunkt von Artgenoss*innen einnehmen. Sorgsame Menschen-Mütter eine Glucke zu nennen, kommt also nicht von ungefähr.

4. Täuschen und Tricksen 

Eine weniger ehrenvolle Eigenschaft der Hühner, die aber durchaus von Intelligenz zeugt: Die Fähigkeit zu täuschen und zu tricksen. Beispielsweise locken Hähne Weibchen an, indem sie jene Laute von sich geben, die eigentlich auf Essen hinweisen. Und das, obwohl sie überhaupt nichts Essbares gefunden haben! Allzu oft kann ein Männchen dieses Spiel aber nicht durchführen, schliesslich durchschauen die Weibchen die Täter meist schnell und reagieren nicht mehr auf ihre Rufe. Wen wundert’s?

5. Der Marshmallow-Test für Hühner

Anhand des berühmten  Marshmallow-Tests prüfen Psychologen*innen die Selbstkontrolle von kleinen Kindern. 2005 wurde ein ähnlicher Test mit Hühnern durchgeführt und die Resultate sind beeindruckend! Für die Studie bekamen die Hühner die Möglichkeit, auf einen Knopf zu picken, was nach einer Verzögerung von zwei Sekunden einen kurzen Zugang zu Nahrung ermöglichte, oder auf einen zweiten Knopf zu picken, der nach einer Verzögerung von sechs Sekunden einen längeren Zugang zu Nahrung ermöglichte. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Vögel den zweiten Knopf pickten, war signifikant höher. Hühner sind also bereit, für mehr Futter auch länger zu warten. Dieses erstaunliche Experiment zeugt nicht nur von Selbstbeherrschung, sondern auch der Fähigkeit sich die Zukunft vorzustellen.

Weitere spannende Ausführungen zu den Experimenten, findest du hier (Englisch): http://www.bbc.com/earth/story/20170110-despite-what-you-might-think-chickens-are-not-stupid

 

Eingepfercht mit tausend anderen Hühnern: So kommen die obengenannten Fähigkeiten natürlich nicht zum Zug.

 

Das Huhn als Nutztier

Wusstest du, dass…

…ein Schweizer Betrieb bis zu 18’000 Hühner in einer Halle halten darf? Die Hühner picken aus Panik um sich, weshalb ihnen häufig in einem schmerzhaften Verfahren die Schnäbel abgestumpft werden.

…die meisten Hühner so zusammengepfercht sind, dass sie nicht kommunizieren und keine natürliche Rangordnung bilden können? 1% aller Schweizer Landwirschaftsbetriebe halten 80% des Geflügelbestands, ein Schweizer Geflügelhalter besitzt im Schnitt 10’995 Tiere.

…nicht die gleichen Hühner für Fleisch und für Eier genutzt werden? Das bedeutet: Bei der Eierproduktion werden die männlichen Küken kurz nach der Geburt vergast – über zwei Millionen Küken pro Jahr!

…Legehennen, die nach 12 bis 16 Monaten nicht mehr produktiv Eier legen, getötet und ersetzt werden?

…Hühner eine Lebenserwartung von etwa 10 Jahren hätten? Der grösste Teil der ausgedienten Legehennen wird zu Biogas verarbeitet, ein kleiner Teil endet als Suppenhuhn.

Zwar nimmt der generelle Fleischkonsum in der Schweiz ab. Entgegen diesem Trend nimmt der Konsum von Poulet und Eiern jedoch zu: Jährlich werden über sieben Millionen Hühner für ihr Fleisch geschlachtet. Die beste und einfachste Art, dem entgegenzuwirken, ist die Umstellung auf eine pflanzliche Ernährung.

 

Amélie Lustenberger arbeitet in der Kommunikation einer Non-Profit-Organisation. Weil ihr das Wohl der Tiere sehr am Herzen liegt, bloggt sie ab und zu auf vegan.ch. Du magst Schweine? Dann gefällt dir sicher Amélies letzter Text zu klugen Schweinen.

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