Das ist die erste komplett vegane Kita in der Schweiz

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Seit Oktober 2020 gibt es im Thurgau eine Neuheit: Eltern können ihre  1- bis 4-jährigen Kinder in einer Kita mit komplett veganer Verpflegung betreuen lassen. Ob das Konzept funktioniert und was es für Vor- und Nachteile mit sich bringt, haben wir die Gründerin der Kinderkrippe «Kleine Wunder Montessori» gefragt.

 

Wie läuft deine neu eröffnete Kita?

Magdalena Abend: Die Kinderkrippe ist gut angelaufen und ich darf aktuell elf Kinder betreuen. Das jüngste Kind ist 12 Monate alt und das älteste 3-jährig. Die ersten drei Monate habe ich mich alleine um die damals sechs Kinder und das Administrative gekümmert. Seit Januar unterstützt mich eine tolle Mitarbeiterin, weshalb ich jetzt hier sein kann für dieses Interview (lacht).

 

Was unterscheidet deine Kita von anderen?

Einerseits die veganen Mahlzeiten und andererseits die Montessoripädagogik. Die Montessoripädagogik gibt es in Kreuzlingen für dieses Alter noch nicht. Die Eltern, die ihre Kinder zu uns bringen, wählen gezielt entweder die Ernährungsweise oder die Pädagogik aus. 

 

Was zeichnet diese Montessoripädagogik denn aus?

Diesen Ansatz kurz zu erklären, ist ganz schön schwierig: Er wurde vor über 100 Jahren entwickelt, als die italienische Ärztin und Reformpädagogin Maria Montessori durch Beobachtung gemerkt hat, dass alles vom Kind aus kommt. Die Aufgabe der Pädagog*innen ist es, dem Kind eine Umgebung vorzubereiten, in der es sich frei und selbstwirksam entwickeln darf. Ein harmonischer Umgang miteinander, Vertrauen und Vertrautheit liegen uns sehr am Herzen und ist die Basis unserer Arbeit mit den Kindern. 

 

Magdalena Abend ist die Inhaberin und Gründerin der Kita «Kleine Wunder Montessori».

 

Was hat dich dazu bewegt, eine vegane Kita zu eröffnen?

Meine Familie und ich ernähren uns schon länger vegetarisch und seit ca. eineinhalb Jahren vegan. Hinzu kommt, dass ich mich stark mit Ernährungswissenschaften auseinandergesetzt habe, und nahezu alle Ernährungsgesellschaften empfehlen eine pflanzliche Ernährung von mindestens 80%. Das erkläre ich auch den Eltern, die uns besuchen und skeptisch sind. Ein weiterer Vorteil der veganen Mahlzeiten ist, dass alle Kinder unabhängig von ihrem Glauben gemeinsam das Gleiche essen dürfen und die Anzahl der Nahrungsmittelunverträglichkeiten, auf die Rücksicht genommen werden muss, sinkt. Ausserdem werden vegane Kinder sonst in anderen Einrichtungen versorgt und bekommen unter Umständen keine kompletten Mahlzeiten (z.B. nur Beilagen ohne Protein). 

Achtest du auch nebst der Verpflegung auf vegane Produkte?

Wir verwenden nur Seifen, Spülmittel und andere Hygiene- und Kinderpflegeartikel, die keine Substanzen von Tieren enthalten. Bei Dekoartikeln achte ich hauptsächlich auf Langlebigkeit und schaue, dass ich die Dinge gebraucht besorge, auch die Bastelmaterialien. Viel bekomme ich gespendet, so auch eine grosse Packung Kerzen – die zwar nicht vegan sind, die wir aber verwenden statt sie wegzuwerfen.

 

Was waren deine Bedenken, bevor du die Kita eröffnet hast?

Ich war schon in der Vergangenheit acht Jahre lang selbständig mit einem Kindergarten in Bülach, den ich mit meiner Mutter gegründet hatte. Ich habe das Prozedere der Selbständigkeit also schon einmal durchgemacht, aber damals waren wir zu zweit und wir hatten gleich zu Beginn zehn Kinder. Die Kita in Kreuzlingen habe ich alleine aufgebaut. Die Finanzierung der Kinderkrippe erfolgt ausschliesslich auf privater Basis, was natürlich ein höheres Risiko mit sich bringt. Hinter meinem Konzept stand und stehe ich zu 100%, aber damals war ich mir nicht sicher, ob es wirklich so ankommen wird, wie ich es mir erhoffte. Jetzt zeigt sich, dass es keinen Grund zur Sorge hätte geben müssen.

 

Werden die hier betreuten Kinder auch zu Hause vegan ernährt?

Zwei Familien ernähren sich vegan und eine vegetarisch, das heisst von den elf betreuten Kindern, inkl. meiner Tochter, ernähren sich fünf auch Zuhause vegetarisch oder vegan. Die anderen sind Mischköstler*innen, die die Montessoripädagogik schätzen und offen gegenüber der veganen Ernährungsweise sind. In den kommenden Monaten wird eine weitere Familie, die sich zuhause komplett vegan ernährt, ihr Kind zu uns bringen.

 

Wen möchtest du mit deinem Angebot ansprechen?

Mein Ziel ist es, alle Menschen, die Interesse an unserem Konzept haben, dafür zu begeistern. Momentan können sich jedoch nur die Familien unsere Kinderkrippe leisten, die die kompletten Gebühren selbst aufbringen können. Da in Kreuzlingen nur wenige ausgewählte Kitas von der Stadt subventioniert werden, können geringverdienende Familien nur das Betreuungsangebot dieser wenigen subventionierten Kitas in Anspruch nehmen. Somit haben nicht alle Familien die freie Wahl des Betreuungsplatzes, was ich eigentlich sehr schade finde. Ich hoffe, mein Konzept ermutigt auch andere Pädagogen*innen dazu, eine vegane Kita zu gründen und inspiriert Eltern, auch zuhause vegane Mahlzeiten auszuprobieren.

 

Wie sehen deine Zukunftspläne aus?

Eine Erweiterung auf einen privaten Montessori-Kindergarten für Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren wäre schön. Diese Altersdurchmischung stammt ebenfalls aus der Montessoripädagogik, in meinem ehemaligen Kindergarten habe ich sehr gute Erfahrungen damit gemacht. Ich wünsche mir ein «Haus der Begegnungen», in dem Kinderkrippe und Kindergarten integriert werden, in dem parallel dazu auch Kurse wie beispielsweise Yoga und Fortbildungen über Ernährung und Nachhaltigkeit stattfinden. Oder ein Café mit einer Bäckerei oder einem Secondhand-Laden wären auch schön. Ich habe noch viele Ideen, aber eigentlich bin ich total glücklich mit dem, was ich bisher geschafft habe. 

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Kommentare

5 Antworten

  1. So schön, freut mich riesig, dass du Magdalena da eine so mutige, engagierte Pionierin bist! Ich wünsche dir viel Glück und Erfolg!
    Lieber Gruss, Manuel

  2. Toll, ich gratuliere zu diesem wichtigen Schritt ! Das vegane Zeitalter hat begonnen, hoffentlich gibt es bald mehr vegane Kitas ! Ich lebe schon seit 8 Jahren vegan und es ist meine beste Entscheidung die ich je getroffen habe. Lassen wir unsere Kinder daran teilhaben.

  3. Wow das hört sich wunderbar an!
    Ich hoffe ganz fest dass es so etwas auch bald in Bern geben wird. Meinem Sohn gebe ich alles in die KITA mit, da sie zwar offen sind der veganen Erwährungsweise gegenüber, aber trotzdem nicht bereit sind Tofu oder anderes anzubieten. Dies sei ein zu grosser Aufwand.
    Schön findet langsam ein Umdenken statt🙏

  4. Ich finde das wirklich super und hoffe sehr, dass es auch bald einmal in Zürich eine vegane Kita geben wird. 🙂
    Langsam aber sicher ist die Zeit fürs Umdenken gekommen.

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