Funktioniert eine Fleischtheke ohne Fleisch? Die Migros zieht nach einem Jahr Bilanz
Im Frühjahr 2020 hat die Migros in der Filiale Dreispitz in Basel eine Theke für Fleischalternativen ins Leben gerufen. Wie die «Vegi & Vegan Theke» funktioniert und was die Metzger*innen davon halten, hat uns David Wallmer, Brand Manager von V-Love, erzählt.
Die «Vegi & Vegan Theke» wurde im Mai 2020 eröffnet. Wie kommt sie bei den Leuten an?
David Wallmer: Das Feedback der Kundschaft ist äussert positiv, weshalb wir bereits kurze Zeit später in zwei weiteren Basler Filialen die «Vegi & Vegan Theke» eingeführt haben. Wir stellen fest, dass wir immer mehr Kund*innen für pflanzliche Produkte begeistern können und aus Probierkäufen auch wiederkehrende Besuche an den «Vegi & Vegan Theken» werden.
Wie funktioniert denn die Theke?
Im Vergleich zur klassischen Fleischtheke sind die Alternativen bereits frisch abgepackt, weshalb weniger Interaktion zwischen Kund*in und Metzger*in stattfindet. Dennoch ist der Theke jeweils ein*e Angestellte*r zugeteilt, welche*r der Kundschaft für Fragen zur Verfügung steht. Dazu braucht unser Personal natürlich entsprechendes Wissen, welches wir in Schulungen vermitteln.
Wie reagieren die Angestellten der Metzgerei auf die «Vegi & Vegan Theke»?
Unsere Metzger*innen sind überhaupt nicht gegen die «Vegi & Vegan Theke» – im Gegenteil: Die Mitarbeitenden zeigen sich offen und stehen dem Thema wohlwollend gegenüber. Viele Metzger*innen sind begeistert, wenn sie mit ihrem Rüstzeug arbeiten können, unabhängig davon, ob an Fleisch oder pflanzlichen Produkten. Da sich ein pflanzlicher Aufschnitt bei der Verarbeitung anders verhält als Fleischprodukte, begleiten wir unsere Mitarbeitenden entsprechend in diesem Prozess. Die interne Ausbildung zum/r Fachleiter*in Metzgerei bzw. Molkerei wird durch den Bereich «pflanzenbasierte Produkte» und «spezielle Bedürfnisse der veganen, vegetarischen und flexitarischen Ernährung» ergänzt. Die Fachleiter*innen geben ihr Wissen dann den Filialmitarbeitenden weiter.
Offene Vitrinen und persönliche Beratung: Die «Vegi & Vegan Theke» bietet ein
Kauferlebnis, wie man es bisher nur von Fleischwaren und Käse kennt.
Was hat die Theke alles zu bieten?
Würste, Burger, Aufschnitt,… in der Theke findet unsere Kundschaft so ziemlich alles, was man in der Metzgerei auch bekommt. Das Angebot in der Theke variiert saisonal und ist ein Zusatz zum Convenience-Food-Regal mit weiteren Fleischalternativen. Rund 90% der Produkte in der Theke sind vegan, die übrigen 10% sind vegetarisch, wobei wir bestrebt sind, in der Theke sowie grundsätzlich mit unserer Marke V-Love ein möglichst veganes Sortiment anzubieten.
Welche Fleischalternativen sind am beliebtesten?
Das ist sehr stark saisonal abhängig. Als die Theke eröffnet wurde, haben sich vor allem Produkte zum Grillieren sehr gut verkauft. Momentan sind Falafel sehr beliebt, wobei grundsätzlich Burger und Würste die Allzeitfavoriten sind. Sobald es die Situation wieder zulässt, möchten wir an der «Vegi & Vegan Theke» mit Degustationen arbeiten, um die Konsumbarrieren weiter abzubauen und die pflanzliche Vielfalt einer noch breiteren Zielgruppe zugänglich zu machen.
War die Nachfrage an der Theke während des Veganuary höher?
Nicht nur an der Theke, sondern grundsätzlich haben wir auf den Produkten unserer Eigenmarke V-Love während dem Veganuary ein Umsatzwachstum verzeichnet. Die Resonanz auf die Veganuary- und unsere gleichzeitige V-Love-Kampagne war gross und es hat eine starke Auseinandersetzung mit dem Thema stattgefunden. Das ist erfreulich, denn wir möchten mit unseren V-Love Produkten vor allem Flexitarier*innen ansprechen und zeigen, dass pflanzliche Produkte genauso gut schmecken können wie Fleischprodukte und eine pflanzenbasierte Ernährung nichts mit Verzicht zu tun hat, sondern vielfältig, genussvoll und bunt ist.
Plant ihr noch weitere «Vegi & Vegan Theken»?
In der Genossenschaft Basel kommen drei weitere Standorte mit einer «Vegi & Vegan Theke» hinzu. Auch an anderen Standorten wird die Theke geprüft, wobei ich dazu momentan leider nicht mehr verraten kann.
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2 Kommentare
Ich finde das sehr sinnvoll und hoffe, dass die Migros Aare mitmacht.
Inzwischen etappe ich mich immer wieder mal in den Migros Dreispitz zu gehen weil.es (nach Jahren!) endlich ein Angebot an 🌱 Produkten hat. Das Freut.
Was sie unbedingt noch konsequenter machen müssen ist das V am Gestell um die Produkte rasch identifizieren zu können. Auch Produkte denen man es nicht ansieht.