«Ich möchte, dass meine Werte weiterleben» – die Vegane Gesellschaft Schweiz im Testament
Ob mit Zeit oder Geld: Um aktiv Gutes zu tun, gibt es viele Möglichkeiten. Manche Menschen berücksichtigen ihre Lieblingsorganisation(en) sogar im Testament, etwa mit einem Legat. Wir haben mit zwei Personen über ihre Beweggründe gesprochen, die Vegane Gesellschaft Schweiz in ihrem Testament zu berücksichtigen.
Michèle ist 26 Jahre und studiert im 9. Semester Jus an der Uni Zürich.
Sie möchte mit allen ihr möglichen Mitteln den Veganismus fördern.
Michèle, wie kamst du zum Veganismus?
Ende 2016 wurde ich vegan. Ich merkte aber schnell, dass mir das nicht reicht: Ich wollte aktiv etwas für den Veganismus tun. An der Vegana 2018 lernte ich dann Rafi von der Veganen Gesellschaft Schweiz (VGS) kennen und bot an, die Fachkenntnisse aus meinem Jus-Studium mit einzubringen. Seit 2019 engagiere ich mich ehrenamtlich als Vorstandsmitglied bei der VGS.
Warum engagierst du dich ehrenamtlich?
Als Studentin habe ich nicht viele finanzielle Ressourcen. Deshalb entschied ich mich vor ein paar Jahren, dass ich stattdessen meine Zeit spenden möchte. Mich hat die Idee begeistert, zusammen mit vielen anderen Menschen am gleichen Strick zu ziehen. Mit dem VGS-Team und den tausenden Mitgliedern und Spender*innen kommt eine grosse Ladung Energie zusammen, mit der wir wirklich etwas bewegen können. Auch in meinem Testament habe ich die VGS berücksichtigt.
Ist es in deinem Freundeskreis üblich, sich so jung schon mit dem eigenen Testament zu befassen?
Vor ein paar Jahren starb ein guter Freund völlig unerwartet – er war gerade mal 24 Jahre jung. Das machte mir schmerzlich bewusst, wie schnell man aus dem Leben gerissen werden kann. Ich habe mir daraufhin unter anderem darüber Gedanken gemacht, was ich wem hinterlasse. Aus meinem Jus-Studium weiss ich ausserdem, was mit dem eigenen Vermögen passiert, wenn kein Testament vorhanden ist: Es geht an die nächsten Verwandten. Wenn es keine gibt, geht alles an den Staat. In der Schweiz geht so viel Geld an den Staat, obwohl es für gute Zwecke eingesetzt werden könnte. Ich habe das mit meiner Familie besprochen und möchte, dass meine Werte weiterleben. Deshalb habe ich ein Testament erstellt.
Wie hast du das gemacht?
Es gibt ja grundsätzlich zwei Möglichkeiten, ein Testament aufzusetzen: Ein von der*dem Notar*in beglaubigtes Testament oder ein handgeschriebenes mit Ort, Datum und Unterschrift versehen. Ersteres macht vor allem dann Sinn, wenn es um komplexe Vermögensverhältnisse geht. Das ist bei mir noch nicht der Fall – deshalb habe ich mich für zweiteres entschieden.
Warum hast du dich entschieden die VGS darin zu berücksichtigen?
Ich habe meinen Göttibueb und die VGS drin. Die VGS ist mir nicht nur persönlich sehr ans Herz gewachsen, ich habe auch erlebt, wie viele Menschen sie erreicht und den positiven Einfluss, den sie hat, indem sie die vegane Lebensweise in der Schweiz fördert. Daher möchte ich die Möglichkeit eines Legates nutzen, um die VGS weiterhin unterstützen zu können, auch wenn ich mal nicht mehr bin.
Naoki (37) arbeitet als selbständiger Software-Entwickler und Lehrer, hier ist er auf dem Hof Narr.
Vor fünf Jahren hat er den «Giving What We Can» (dt. «geben, was wir [geben] können»)-Pledge abgegeben.
Naoki, wann hast du mit Freiwilligenarbeit angefangen?
Mit Mitte 20 begann ich zunächst im sozialen Bereich mit Events für Jugendliche. Ich wollte einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft haben. Gleichzeitig fing ich an, mich mit der veganen Lebensweise zu beschäftigen und in meiner Freizeit für die Stiftung für Effektiven Altruismus zu programmieren. Seit vier Jahren bin ich im Vorstand der Veganen Gesellschaft Schweiz und seit einem Jahr Co-Präsident bei Sentience Politics.
Du spendest also Zeit?
Ja, aber nicht nur. Vor ein paar Jahren nahm ich mir eine Auszeit und überlegte, was ich mit meiner Zeit am sinnvollsten machen kann. Ich wollte etwas Konstruktives zum Gemeinwohl beitragen und helfen, unnötiges Leid zu reduzieren. Ich entschied mich, neben meinem freiwilligen Engagement für NGOs auch einen signifikanten Teil meines Einkommens zu spenden. Deshalb habe ich damals auch den «Giving What We Can»-Pledge abgegeben.
«Giving What We Can» – was bedeutet das konkret?
Das stammt aus der Bewegung des Effektiven Altruismus. Ich werde den Rest meines Lebens mindestens 10% von meinem Einkommen an Organisationen spenden, die aus meiner Sicht am effektivsten Leid vermindern.
Gehört die VGS da dazu?
Ja. Meines Erachtens ist die Ausweitung unseres «Circle of moral concern» (dt. Kreis der moralischen Berücksichtigung) auf nicht-menschliche Tiere eines der wichtigstes Anliegen der Menschenheit für die nächsten Jahrzehnte, denn in unserem Umgang mit Tieren entsteht sehr viel Leid. Deshalb macht es für mich Sinn, diese Bewegung zu unterstützen. Ich spende auch an andere Organisationen und evaluiere regelmässig, welche Bereiche ich als besonders sinnvoll und vernachlässigt erachte. Ausserdem habe ich die VGS, neben anderen Organisation, in meinem Testament berücksichtigt.
Wie bist du darauf gekommen, ein Testament zu verfassen?
Ich fand den Gedanken krass, dass man irgendwann einfach nicht mehr da ist und ich unter Umständen nicht mehr die Gelegenheit habe werde, den mir nahestehenden Menschen etwas mitzuteilen. Ich habe deshalb angefangen einen Brief zu verfassen, den sie erhalten sollen, falls mir mal etwas zustösst. Da war es naheliegend, dass ich mir auch weitere Gedanken dazu mache. Von Organspende bis zur Bestattung habe ich meine Wünsche festgehalten. Kinder habe ich keine und meine Eltern brauchen mein Geld nicht. Mir ist es wichtig, selber zu entscheiden, was nach meinem Tod mit meinem Vermögen passiert. Ausserdem möchte ich andere damit motivieren, sich ebenfalls Gedanken zu machen.
Hast auch du die Vegane Gesellschaft Schweiz in deinem Testament berücksichtigt? Wir freuen uns, wenn du uns davon erzählst und wir dir danken können.
Wenn du Fragen zum Thema hast, kannst du dich gerne persönlich an Michèle Iseli wenden, die dir als angehende Juristin gerne Auskunft gibt. Schreib ihr einfach an zvpuryr@irtna.pu (wir dürfen natürlich keine juristische Beratung machen).
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