Lebensmittelknappheit – verhinderbar durch eine Umstellung des Agrarsystems
Wegen des russischen Angriffskriegs drohen Lebensmittelknappheit und Hungersnöte. Die Ukraine sowie Russland gehören zu den weltweit grössten Weizenproduzenten und repräsentieren rund 28 Prozent der globalen Weizenimporte. Folgen dieses Angriffskrieges könnte ein Rückgang des Erntevolumens für die Jahre 2022/23 um 30 bis 40 Prozent haben. Doch könnte eine Lebensmittelknappheit durch eine Umstellung unseres Agrarsystems verhindert werden?
Die Ukraine gehört zu den weltweit wichtigsten Weizenproduzenten, besonders afrikanische und arabische Länder sind auf das Getreide der Ukraine angewiesen. Die blockierten Hafenanlagen in der Ukraine, der Mangel an Mitarbeiter*innen auf deren Ackerflächen und die Knappheit an Diesel für die Landmaschinen haben Auswirkungen auf die Ernährungssituation. Laut UNO sind weltweit Millionen Menschen davon betroffen.
Umstellung des Agrarsystems
Doch das eigentliche Problem ist unser Agrarsystem, denn es fördert den weltweiten Hunger und die Umweltzerstörung. Auf einem Grossteil der Ackerflächen in Europa werden Futtermittel für Tiere und Energiepflanzen für Biokraftstoffe angebaut. In der landwirtschaftlichen Tierhaltung dienen jährlich 100 Millionen Tonnen Getreide als Tierfutter, das macht ein Drittel des weltweiten Getreidebestandes aus. Laut Angaben der Welt Hunger Hilfe Deutschland leidete im Jahr 2020 jede 10. Person unter chronischem Hunger. Dennoch werden jährlich für 7,7 Milliarden Menschen 74 Milliarden Tiere geschlachtet obwohl im Ungleichgewicht dazu 811 Millionen Menschen weltweit hungern müssen. Durch die steigenden Getreidepreise und den blockierten Export werden diese Zahlen in naher Zukunft weiter ansteigen.
Laut Greenpeace könnten mit einer Senkung von nur 10 Prozent weniger Tieren in der Landwirtschaft Europas rund 16 Millionen Tonnen Weizen als Brotweizen statt wie bisher als Viehfutter Verwendung finden. 160 Millionen Menschen könnten damit vor drohenden Hungersnöten bewahrt werden.
Auswirkungen auf die Umwelt
Auch die Natur muss unter diesem Agrarsystem leiden, um mehr Platz für Futterpflanzen und Weidewiesen zu schaffen, wird die Zerstörung der Wälder beschleunigt. Was dabei oft vergessen wird: Bäume gehören zu den wichtigsten CO2-Neutralisatoren. Durch die Rodung ganzer Waldflächen kann weniger Kohlenstoffdioxid gespeichert werden. Gelangt so in unsere Atmosphäre und hat zur Folge, dass die agrarwirtschaftliche Waldrodung 15 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verursacht.
Auf den gerodeten Waldflächen und Weidewiesen atmen weltweit 1,5 Milliarden Rinder täglich Methan aus. Dieses Gas ist zwanzigmal so klimaschädlich wie CO2. Seit der Einführung der Massentierhaltung ist die Konzentration von Stickstoffdioxid und Methangas in unserer Atmosphäre viel stärker erhöht als in den 2000 Jahren davor.
Wenn also der Nutztierbestand und die Biokraftstoffe reduziert würden, hätte man genügend Ackerflächen, um den Welthunger zu minimieren und gegen die weltweite Umweltzerstörung anzugehen.
Was du dafür tun kannst: Versuche dich soweit es geht, saisonal, regional, biologisch und pflanzlich zu Ernähren. Unterstützte regionale Produzent*innen und profitiere von den nährstoffreichen Produkten, die keine langen Transportwege und die Bearbeitung mit Pestiziden hinter sich haben. Denn auch in der Schweiz wachsen Superfoods aus den Böden.
Quellen:
«Wir sind das Klima!» Jonathan Safran Foer
«Klartext Ernährung» Dr. med. Petra Bracht und Prof. Dr. Claus Leitzmann 2021
welthungerhilfe.de (11.5.22)
greenpeace.de (11.5.22)
babs.admin.ch (11.5.22)
agrarbericht.ch (11.5.22)
blw.admin.ch (11.5.22)
investrends.ch (11.5.22)
foodwatch.org (11.5.22)
srf.ch (11.5.22)
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3 Kommentare
Den Zusammenhang zwischen Lebensmittelknappheit und Fleischkonsum aufzuzeigen ist eines der zentralen Inhalte veganer Information.
Gerade jetzt, wo Syngenta auch mit ihrer Propaganda die Welt «vergiftet». Erik Fyrwald, CEO des Agrochemiekonzerns, behauptete vor zehn Tagen, dass die Biolandwirtschaft indirekt für die sich zuspitzende Hungerkrise verantwortlich sei. Aha, Bio ist schuld und nicht der tägliche Wahnsinn des exzessiven Fleischkonsums.
Ich finde den Artikel gut. Es beschreibt genau was wir als Konsumenten machen können damit der Welthunger und die Klimakrise gelindert werden können.
Toller Artikel, sollte als Pflichtlektüre in Parlament & Bundesrat verteilt werden!