18. Oktober 2019

«Veganismus» wird 75-jährig

Früher sah die Gesellschaft unter vegetarisch und vegan lebenden Menschen keinen Unterschied. Bis sich Donald Watson und seine Frau Dorothy im November 1944 das Wort «vegan» ausdachten (aus den ersten drei und den letzten zwei Buchstaben des englischen Begriffs «vegetarian»). Gastbloggerin Alma über den bescheidenen Tischler und wie er sich den Dank der Tiere vorstellte.

Zusammen mit einer Handvoll Gleichgesinnter entstand ebenfalls noch 1944 die «Vegan Society», die sich von der 1847 in Manchester gegründeten «Vegetarian Society» abgrenzte. Diese hatte sich zuvor dagegen gewehrt, eine eigene Sektion für vegan lebende Menschen einzurichten. Doch für Watson, damals Sekretär der Vegetarian Society, war es von ungemeiner Wichtigkeit, die vegane Lebensweise von der vegetarischen zu unterscheiden, denn: Auch Vegetarier*innen würden sich aktiv an der Ausbeutung von Tieren beteiligen.

Erste Definition von Veganismus

Watson wollte sich nicht auf die pflanzenbasierte Ernährung beschränken. Ihm war es ein Anliegen, Tiere in keiner Weise für unsere Zwecke zu nutzen. Aus diesem Grund wurde im Manifest der Vegan Society folgende Definition für die vegane Lebensweise festgehalten:

«Soweit wie möglich und praktisch durchführbar, sollen alle Formen der Ausbeutung und Grausamkeiten an Tieren für Essen, Kleidung oder andere Zwecke vermieden und darüber hinaus die Entwicklung tierfreier Alternativen, welche dem Nutzen der Tiere, Menschen und der Umwelt dienen, gefördert werden.»

Watsons engagiertes Leben

Donald Watson wurde am 2. September 1910 in Yorkshire, England geboren und wuchs in einem liberalen Haushalt auf, in dem der Konsum von Fleisch selbstverständlich war. Mit 14 Jahren wurde er auf der Farm seines Onkels Zeuge der brutalen Schlachtung eines Schweins, woraufhin er Vegetarier wurde. Im selben Jahr verliess Watson die Schule, um als Tischler im Familienbetrieb zu arbeiten, später wurde er Tischlerlehrmeister. Mit 32 Jahren, nachdem er von den biologischen Mechanismen der Milchproduktion erfahren hatte, verbannte er auch Milchprodukte von seinem Speiseplan.

Später interessierte sich der bescheidene, naturliebende Watson vermehrt für die Gärtnerei, insbesondere für die biovegane Landwirtschaft. Er war Zeit seines Lebens überzeugter Pazifist, der den Militärdienst verweigerte und in der veganen Lebensweise ein Bekenntnis zur Gewaltlosigkeit sah.

Der Anfang einer Hinterlassenschaft

Donald Watson starb ein paar Jahre nach seiner Frau Dorothy mit 95 Jahren, als geistig wacher und gesunder Mann. Er überlebte viele seiner Kritiker, ohne jemals Medikamente genommen zu haben. Er war nie am Rampenlicht interessiert, sondern immer nur an der Verbreitung seiner Vision einer mitfühlenderen Lebensweise, die in Harmonie mit der natürlichen Ordnung steht.

Watson suchte keinen Ruhm, «ausser wenn ich tot bin und dann nur, weil die Idee, die ich hervorbrachte, fortschreitet, Generation für Generation.» 

In einem Interview im Jahr 2002 wurde Donald Watson nach seiner grössten Errungenschaft in seinem Leben gefragt. Der damals 92-Jährige antwortete: «Dass ich zu jenen gehörte, die zum Stein des Anstosses für eine neue grossartige Bewegung wurden.» Sein Mitgefühl für Tiere drückte er ausserdem mit folgender Aussage aus:

«Ich denke, in den nächsten zehn Jahren, werde ich eines Tages nicht mehr aufwachen. Was dann? Es wird eine Beerdigung geben, es werden eine Hand voll Leute da sein, und, wie Bernard Shaw seine eigene Beerdigung vorhergesagt hatte, es werden all die Geister der Tiere anwesend sein, die ich nie gegessen habe. In diesem Fall wird es eine grosse Beerdigung sein!»

Dieser Text bildet den Abschluss einer dreiteiligen Serie über vegane Pioniere. Bereits auf dem Blog erschienen sind ein Porträt über Abu l-’Ala al-Ma’arri (973-1057) und Percy Bysshe Shelley  (1792-1822). Mit freundlicher Genehmigung des Magazins «Vegan für mich».

Unser Ansatz heute

Wie Donald Watson ist es das Grundanliegen der Veganen Gesellschaft Schweiz, dass die Nutzung von Tieren vermieden und die Entwicklung tierfreier Alternativen gefördert wird. Auch wir setzen uns friedlich für die Förderung des Veganismus ein, «soweit wie möglich und praktisch durchführbar».

Donald Watson fand übrigens das schwierigste am veganen Leben, beim Essen mit anderen Leuten ausgeschlossen zu werden. Diese Zeiten sind glücklicherweise vorbei. Wir stehen mit Gastronomiebetrieben und grossen Detailhändlern in Kontakt, um das vegane Angebot in der Schweiz kontinuierlich zu vergrössern. Alle Neuigkeiten erfährst du schliesslich auf Facebook und Instagram.

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