19. April 2023

Palmöl – was steckt dahinter?

Schädlich für Mensch, Tier und Regenwald, doch was steckt hinter dem meist verwendeten Pflanzenöl der Welt? Wieso die Nachfrage so gross ist, welche Auswirkungen es auf den Planeten hat und ob die Palmölproduktion nachhaltig sein kann, erfährst du hier.

Was ist Palmöl und wieso wird es in so vielen Produkten verwendet?

Das Palmöl wird aus der Frucht der Ölpalme gewonnen, ist hitzestabil, bei Zimmertemperatur geschmeidig-fest und lange haltbar – ein anspruchsloses Produkt. Im Vergleich zu beispielsweise Schweizer Rapsöl oder Sonnenblumenöl ist es billig in der Herstellung und im weltweiten Durchschnitt etwa dreimal so ertragreich.

Durch den hohen Schmelzpunkt ist das Palmöl bei hohen Temperaturen fest, aber dennoch geschmeidig. Diese spezielle Eigenschaft des Fettes macht es möglich, andere Flüssig-Öle in eine feste Masse zu bringen. Dazu kommt, dass Palmöl geschmacksneutral ist und so in den unterschiedlichsten verarbeiteten Produkten Gebrauch findet. Klingt eigentlich gar nicht so schlecht, doch Palmöl ist sehr umstritten und das aus gutem Grund.

Die Schattenseiten der Palmöl-Produktion

Palmöl ist das am häufigsten verwendete Pflanzenöl weltweit und nimmt den entsprechenden Raum ein. Die Ölpalme wird in tropischen Gebieten angebaut, betroffen sind vor allem Malaysia, Thailand und Indonesien, aber auch in Afrika und Südamerika werden die Palmen angepflanzt. Insgesamt werden Ölpalmen für die Palmölproduktion auf 20 bis 27 Millionen Hektar angepflanzt, das entspricht ungefähr fünfmal der Fläche der Schweiz.

Um Flächen für den Anbau von Ölpalmen zu gewinnen, werden in den Anbauländern riesige Teile des Regenwaldes abgeholzt. Ökosysteme werden zerstört, der Lebensraum einzigartiger Tiere und Pflanzen unwiderruflich vernichtet. Zu einem der zahlreichen Beispiele gehört der stark sinkende Bestand aller gefährdeten Orang-Utan-Arten in Indonesien. Durch die hohe Palmöl-Nachfrage werden die Regenwälder dennoch abgeholzt, was dazu führt, dass jedes Jahr 1’000 bis 5’000 Orang-Utans bei der Rodung getötet werden und zahlreiche weitere ihren Lebensraum verlieren. Seit 1900 ist der Bestand aller Orang-Utan-Arten um 91% zurückgegangen.

Dazu kommt, dass durch die Monokultur und die Verwendung von Pestiziden die Böden und somit die Biodiversität zerstört werden. Die Abholzung des Regenwaldes für Palmöl trägt also massgeblich zum Klimawandel bei.

Kann die Palmölproduktion fair und ökologisch sein?

Bio-Ölpalmen wachsen ebenfalls auf Plantagen, diese sind kleiner und sollen laut Vorschrift auf Land stehen, das bereits zuvor landwirtschaftlich genutzt wurde. Das funktioniert leider nicht immer, da einige der Bio-Produzent*innen nebenbei konventionell wirtschaften und so dennoch die Rodung des Regenwaldes antreiben.
Allerdings muss Bio nicht zwingend fair sein. 2004 wurde vom WWF die Palmöl-Zertifizierung «RSPO» (Roundtable on Sustainable Palm Oil) ins Leben gerufen mit dem Ziel, Mindeststandards zu setzen: Keine Abholzung von Primärwäldern und gute Bedingungen für die Arbeitenden auf den Plantagen. Leider gibt es keine Kontrollinstanz, die diese Standards überprüft, die RSPO setzt auf Selbstverantwortung.

Strenger ist die Palm Oil Group «POIG», die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Standards zu stärken. Ein eigenes Label mit dazugehörigem Zertifizierungsprozess hat die «Rainforest Alliance» entwickelt. Es gibt also verschiedene Siegel und Zertifizierungen von Bio-Palmöl. Kleinbauern bietet der Anbau von Ölpalmen die Chance auf ein geregeltes Einkommen, die Rodung neuer Flächen wird verhindert und die Biodiversität der Erde einigermassen gefördert.

Durch den Kauf von biologischen Produkten kannst du den Konsum von Palmöl zwar etwas nachhaltiger gestalten, jedoch wird die Problematik dadurch nicht vollständig gelöst.

Was können wir im Alltag beachten?

Ein strikter Boykott ist nicht die Lösung. Die Umstellung von Palmöl auf andere Öle würde ebenso grosse, wenn nicht verheerendere Umweltprobleme mit sich bringen. Laut einer Studie des WWF würde es die Probleme nicht lösen, sondern verlagern und verschlimmern.

Sinnvoll ist ein bewusster Umgang mit verarbeiteten Produkten. Palmöl steckt voller gesättigter Fettsäuren, die ungesunden Fette, die wir nicht zu oft konsumieren sollten. Was neben der Zerstörung von lokalen tierischen Habitaten auch für eine Vermeidung dieser Produkte sprechen sollte.

Kaufe also möglichst wenig verarbeitete Lebensmittel. Am besten und gesündesten sind frische Produkte, die du selbst verkochen kannst. Das macht Spass und du weisst genau, was darin enthalten ist. Achte auf saisonale und regionale Produkte und kaufe wenn möglich aus fairem Handel, das darin enthaltene Palmöl wird nach Fair-Trade-Prinzipien produziert.

Quellen:

alnatura.de  (17.04.23)

srf.ch (17.04.23)

nzz.ch (17.04.23)

wwf.de (17.04.23)

utopia.de (17.04.23)

faszination-regenwald.de (17.04.23)

peta.de (17.04.23)

verbraucherzentrale.de (17.04.23)

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