15. Januar 2025

Zwei Meinungen, ein Thema: Kleidung aus tierischen Erzeugnissen

Das Thema Kleidung aus tierischen Erzeugnissen sorgt immer wieder für Diskussionen – auch innerhalb der veganen Community. Während für einige der Verzicht auf Leder, Wolle und Seide ein konsequenter Bestandteil des veganen Lebensstils ist, sehen andere im bewussten Weiterverwenden oder dem Kauf von Secondhand-Kleidung eine nachhaltige Alternative. Wir haben zwei Perspektiven zu diesem Thema für euch zusammengefasst.

Kein Tierleid – egal in welcher Form

Für überzeugte Veganer*innen ist der Verzicht auf Kleidung aus tierischen Materialien eine logische Konsequenz ihrer ethischen Haltung.

Ethik vor Mode

Die Gewinnung tierischer Materialien ist oft mit Leid und Ausbeutung verbunden. Wolle wird zwar häufig als «nachhaltig» vermarktet, doch in der Praxis leiden Schafe oft unter schmerzhaften Praktiken wie dem sogenannten Mulesing. Auch Leder, das oft als «Abfallprodukt» der Fleischindustrie dargestellt wird, unterstützt diese Industrie aktiv – und damit das Leid von Millionen von Tieren.

Nachhaltigkeit hat auch Grenzen

Das Argument, dass Secondhand-Kleidung aus tierischen Materialien nachhaltig sei, ist aus ethischer Sicht problematisch. Selbst wenn kein neues Tierleid entsteht, könnte das Tragen solcher Kleidung die Nachfrage nach tierischen Produkten indirekt fördern und den Eindruck erwecken, dass ihre Nutzung akzeptabel ist.

Es gibt Alternativen

Die Modewelt bietet heute eine Vielzahl innovativer Alternativen: Leder aus Pilzen, Kaktusfasern oder Ananas sowie Wollersatz aus recyceltem Polyester oder pflanzlicher Zellulose. Diese Materialien sind nicht nur tierleidfrei, sondern auch zunehmend nachhaltig.

Fazit

Wer ein klares Zeichen gegen Tierleid setzen möchte, sollte konsequent auf tierische Materialien verzichten – unabhängig davon, ob es sich um neue oder gebrauchte Kleidung handelt.

Nachhaltigkeit und bewusster Konsum

Auf der anderen Seite sehen einige Secondhand-Kleidung aus tierischen Materialien als vertretbaren Kompromiss – unter bestimmten Bedingungen.

Kein neues Tierleid entsteht

Secondhand-Kleidung oder bereits vorhandene Kleidung aus Leder oder Wolle erzeugt keine neue Nachfrage nach tierischen Materialien. Stattdessen verlängert sie den Lebenszyklus dieser Kleidungsstücke und verhindert, dass diese unnötig entsorgt werden.

Nachhaltigkeit im Fokus

Die Textilindustrie gehört zu den umweltschädlichsten Branchen der Welt. Der Kauf von Secondhand-Kleidung – unabhängig von den verwendeten Materialien – schont Ressourcen und minimiert die Umweltbelastung.

Bewusstheit fördern

Das bewusste Tragen von Secondhand-Kleidung aus tierischen Materialien kann ein Gesprächsanstoss sein. Wer klarstellt, dass es sich um gebrauchte Stücke handelt, kann anderen zeigen, wie wichtig Langlebigkeit und Wiederverwendung sind.

Fazit

Secondhand-Kleidung aus tierischen Materialien kann eine nachhaltige Wahl sein, solange sie mit Bedacht getragen wird. Der Fokus liegt auf Ressourcenschonung und der Förderung eines bewussten Konsumverhaltens.

Eure Meinung ist gefragt!

Wo steht ihr in dieser Diskussion? Strikt gegen Kleidung aus tierischen Erzeugnissen oder findet ihr Secondhand und das Weiterverwenden von bereits vorhandenen Kleidungsstücken eine sinnvolle Alternative? Teilt eure Gedanken und Argumente in den Kommentaren, wir freuen uns auf den Austausch! 🌱✨

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4 Kommentare

guest
Rolf
Rolf
vor 25 Tage

Ich habe meine tierischen Kleider und Schuhe bis zum totalen Verschleiss getragen und dann entsorgt statt sie in noch brauchbarem Zustand in die Kleidersammlung zu geben. Aktuell habe ich nur noch ein einziges Paar Wollsocken. Für mich kommt es nicht in Frage, tierische Second-Hand-Kleider zu kaufen; denn es gibt auch vegane Second-Hand-Kleider. Aber ich kaufe nur neue Kleider und diese selbstverständlich streng vegan. Ich bin mit fake-Daunen, fake-Leder, fake-Seide und fake-Wolle sehr zufrieden.

Astrid
Astrid
vor 20 Tage

Valable Begründungen: für und dagegen.
Trage Second Hand Lederstiefel : kein gutes Gefühl trotz Nachhaltigkeit!

Sandra Bucher - Gabathuler
Sandra Bucher - Gabathuler
vor 11 Tage

Danke fürs Wachrütteln,bewusster werden, das ist auch für mich ein schwieriges Thema als Veganerin. Meine Kleidung ist so viel wie möglich aus 2. Hand. Gerade Wolle hat geniale Eigenschaften und ich schätze auch die Qualität dieser Kleidung. Wenn ich Neues kaufe, kaufe ich nur das Nötigste, also bewusst, nicht nach Mode sondern funktional praktisch und minimalistisch. Auch für die Kinder mach ichs so, da bekommt man ja massenhaft Kleider fast nachgeschmissen. Kaufen würde ich so was def. nicht.

Jules
Jules
vor 10 Tage

Ich ernähre mich seit 5 Jahren vegan und trage Kleidung aus tierischen Materialien, manchmal sogar firsthand (z.B. im Fall von Thermo-Unterwäsche aus Wolle) und nicht secondhand. Gewisse Materialien wie Pelz kommen für mich gar nicht in Frage, bei Wolle und Leder ist es ein Abwägen. Das ist für mich ein ethischer Klinsch und ich habe noch keine Lösung gefunden.

Für mich stellt Polyester, ob recycelt oder nicht, keine gleichwertige Alternative zu Wolle dar. Die wärmenden, atmungsaktiven und geruchshemmenden Eigenschaften fehlen für mich und ich konnte bisher noch keine Alternative finden, die mich diesbezüglich überzeugt.

Die Lederalternativen finde ich vielversprechend, hatte aber bisher keinen veganen Schuh, der so lange hielt wie z.B. meine 12-jährigen Leder-Doc Martens, die ich immer noch trage und in den nächsten 2 Jahren vielleicht mal die Sohle erneuern lassen muss.

Bei der Kleidungsfrage clashen mein Bedürfnis nach Nachhaltigkeit, Ethik und persönlichem Komfort. Ich möchte Kleidung kaufen, die möglichst lange hält und deren Materialien mich z.B. im Winter wärmen und wenn ich schwitze, nicht unglaublich unangenehm anfangen zu riechen. Bei firsthand Käufen versuche ich ausschliesslich Marken zu unterstützen, die faire Arbeitsbedingungen und Entlöhnung bieten und möglichst umweltschonend produzieren (die Villa Paul in Baden hat ein tolles Sortiment, auch RRRevolve finde ich nice). Das hat allerdings seinen Preis und ich bin in der privilegierten Lage, mir das leisten zu können.

Secondhand Kleidung aus tierischen Materialien kaufe ich ohne Bedenken aus den obig genannten Gründen der Langlebigkeit. Manchmal findet man dabei echte Einzelstücke, die so gar nicht mehr produziert werden – das finde ich aufregend. Ich habe auch das Gefühl, dass einige Kleidungsstücke früher hochwertiger und sorgfältiger produziert wurden – eine vergleichbare Qualität firsthand ist heute sehr teuer und secondhand bietet dabei eine kostengünstigere Alternative.

Dass es in der Modeindustrie ein grundsätzliches Umdenken braucht ist ein Fakt. Wenn ein neues T-Shirt für 4 Franken verkauft wird, klingeln bei mir die Alarmglocken – da wird irgendwo gespart, wo Menschen, Tiere und die Umwelt in der Folge darunter leiden. Gleichzeitig ist mir bewusst, dass sich unglaublich viele Menschen in finanziellen Lagen befinden, in denen sie sich solche Fragen gar nicht stellen können. Das Bedürfnis nach Mode und sich damit Ausdrücken ist deshalb aber nicht einfach verschwunden.

Eine utopische Lösung wäre, wenn wir ab morgen nur noch nicht-tierische Naturfasern neu herstellen, dies umweltschonend und mit guten Arbeitsbedingungen und Löhnen. Neue Kleidungsstücke aus Wolle und Leder würden lediglich aus bereits vorhandenem Leder und Wolle produziert. Bei neuer Wolle würden strengste, tierliebende (!!) Kriterien gelten – Schafe müssen ja geschoren werden und neue Wolle fällt somit an. Wenn Schafe aber nicht mehr in erster Linie wegen ihrer Wolle für uns existieren, gäbe es auch dort vermutlich einen Rückgang. Neues Leder würde nur noch aus dem natürlichen Tod eines Tieres resultieren und hier wären wir wohl am Gipfel meiner Utopie angekommen..

Ich habe leider auch (noch) keine Antworten, bin aber gespannt auf die Meinung und Lösungsansätze anderer.