14. März 2025

Zwei Meinungen, ein Thema: In-vitro-Fleisch

Laborfleisch, kultiviertes Fleisch, Clean Meat – egal, wie es genannt wird: Fleisch aus der Petrischale sorgt für Diskussionen. Für die einen ein Hoffnungsschimmer im Kampf gegen Tierleid und Klimakrise, für andere ein problematisches Produkt, das grundlegende ethische Fragen aufwirft. Zwei Perspektiven, ein Thema.

Pro: In-vitro-Fleisch als pragmatische Lösung für mehr Tier- und Umweltschutz

In-vitro-Fleisch könnte ein entscheidender Schritt sein, um das Leid von Milliarden Tieren zu beenden – zumindest in der Massentierhaltung. Es bietet Fleischesser*innen die Möglichkeit, auf ein Produkt umzusteigen, das ohne Tierquälerei und Schlachtung auskommt.

Zudem sprechen ökologische Argumente für diese Technologie: Die Fleischindustrie zählt zu den grössten Verursachern von Treibhausgasen, verbraucht Unmengen an Wasser und Land und ist für massive Umweltzerstörung verantwortlich. Studien zeigen, dass Laborfleisch deutlich weniger Ressourcen benötigt als konventionelles Fleisch – wenn auch noch nicht weniger als pflanzliche Alternativen.

Natürlich ersetzt kultiviertes Fleisch keine vegane Ernährung und ist nicht die perfekte Lösung. Aber als pragmatischer Zwischenschritt könnte es helfen, die Nachfrage nach tierischem Fleisch drastisch zu senken und damit Tierleid und Umweltbelastung zu reduzieren.
Gerade in einer Welt, in der viele Menschen nicht bereit sind, auf Fleisch zu verzichten, könnte In-vitro-Fleisch ein Gamechanger sein – zumindest auf dem Weg zu einer gerechteren und nachhaltigeren Zukunft.

Contra: In-vitro-Fleisch zementiert alte Probleme statt echte Lösungen zu bieten

Auch wenn In-vitro-Fleisch ohne Schlachtung auskommt, bleibt es am Ende ein Produkt, das aus Tierzellen hergestellt wird – Fleisch bleibt Fleisch, auch wenn es aus dem Labor stammt. Der Fokus auf kultiviertes Fleisch verhindert dabei eine viel dringendere gesellschaftliche Debatte: die Frage, warum Tiere überhaupt als Nahrungsmittel gesehen werden.

Zudem gibt es aktuell ethische und technische Herausforderungen, die oft übersehen werden. Zwar arbeiten viele Unternehmen inzwischen mit tierfreien Nährmedien, doch in manchen Entwicklungsprozessen kommt noch fetales Kälberserum (Fetal Bovine Serum, FBS) zum Einsatz – ein Nebenprodukt aus der Tötung trächtiger Kühe. Dieses Serum wurde lange als Standard genutzt, weil es wichtige Wachstumsfaktoren für die Zellkulturen enthält. Auch wenn Alternativen technisch möglich sind und von führenden Unternehmen vorangetrieben werden, ist der vollständige Verzicht auf tierische Bestandteile in der Praxis noch nicht flächendeckend umgesetzt. Neben der ethischen Problematik ist die Herstellung dieser Medien zudem noch sehr kostenintensiv und technisch herausfordernd.

Ein weiteres Problem: Statt konsequent pflanzliche Ernährung zu fördern – die tierleidfreiste und ökologisch sinnvollste Option – werden immense Ressourcen in die Entwicklung eines Produkts gesteckt, das den Fleischkonsum weiterhin normalisiert. Damit wird die gesellschaftliche Abhängigkeit von Fleischprodukten zementiert, statt sie zu hinterfragen.

Wer ernsthaft Klima, Umwelt und Tiere schützen will, findet in einer rein pflanzlichen Ernährung längst die bessere Lösung – ganz ohne Hightech und moralische Grauzonen.

Fazit

In-vitro-Fleisch wirft viele spannende, aber auch unbequeme Fragen auf: Ist es ein notwendiger Schritt, um Tierleid und Umweltzerstörung endlich zu stoppen? Oder doch ein Kompromiss, der den Fleischkonsum weiter zementiert und echte Veränderungen verhindert?

Klar ist: Die Technologie steckt noch in den Kinderschuhen, ethische und technische Probleme sind noch nicht vollständig gelöst. Aber ebenso klar ist, dass In-vitro-Fleisch das Potenzial hätte, Milliarden von Tieren zu verschonen – falls es tatsächlich gelingt, die Massentierhaltung damit zu ersetzen.

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