Vegane Burger – der grosse Überblick
Markteinführungen in der Schweiz überschlagen sich und vom trockenen, gummigen Patty bis zum Burger, der vieles verändern wird, ist alles dabei. Wir haben einen Überblick zusammengestellt: Welcher schmeckt am fleischigsten? Und welcher kommt wohl als nächstes in die Schweiz?
1. Beyond Burger
Der Burger auf Erbsenproteinbasis ist seit März 2019 in der Schweiz erhältlich und momentan der authentischste. Die Konsistenz erinnert an ein Burgerpatty aus Fleisch und auch die Nährwerte kommen dem Original nahe: Auf 100 Gramm sind es 19 Gramm Fett und satte 18 Gramm Eiweiss.
Der Tages-Anzeiger schreibt dazu: «Erstaunlich! Dass hier kein Rindfleisch drin ist, merken selbst Fleischtiger nur dann, wenn sie es wissen.» Während sich Watson im Test zurückhaltender gibt: «Ach, selbst in Kombination mit Brötchen und Toppings bekam ich nie wirklich das Gefühl, Rindfleisch zu essen.» Da bleibt einem wohl nichts anderes übrig, als sich selbst eine Meinung zu bilden.
Erhältlich in diversen Burgerläden und Restaurants in der Schweiz wie zum Beispiel in der Chickeria, sowie im Tiefkühl- und im Kühlregal im Coop und in der Migros. 2 Patties kosten Fr 7.95.
2. Moving Mountains
Ganz neu gibt es hierzulande den Moving Mountains-Burger zu bestellen. Hauptbestandteile des Pattys sind Erbsen-, Weizen- und Sojaprotein sowie Pilze. Unser Geschmackstest hat ergeben: Ziemlich geil, noch saftiger als der Beyond Burger, nur das Kokosöl verursacht einen leicht störenden Nebengeschmack. Dank des Randensafts scheint der Patty, der in London entwickelt wurde, sogar leicht zu «bluten». Nährwerttechnisch kommt er einem herkömmlichen Burger mit rund 16 Gramm Fett und 19 Gramm Eiweiss ebenfalls ziemlich nahe. Er ist zudem mit B12 angereichert, was Allesessenden die letzte Ausrede nimmt, einen Burger aus Tierprodukten zu bestellen. Auch bereits erhältlich ist übrigens der Moving Mountains Hot-Dog, der auf Sonnenblumenkernen basiert (aber überhaupt nicht so schmeckt, wie das jetzt klang!).
Momentan erhältlich im Helvti Diner in Zürich und im Hans im Glück in Bern. Ein Burger kostet rund Fr 24.-, je nach zusätzlichen Toppings bzw. der Menügestaltung.
3. Incredible Burger
Auch Nestlé hat den Sprung in die vegane Lebensmittelproduktion gewagt: die Tochterfirma Garden Gourmet produziert den sogenannten Incredible Burger, der seit einigen Monaten im McDonalds Deutschland als McVegan erhältlich ist. McDonalds Schweiz plant (bisher) leider keine Einführung. Der Geschmack des Incredible Burger ist durchaus fleischähnlich, unser Test ergab jedoch, dass er eher trocken und gummig ist. Wie alle Burger in dieser Liste ist aber auch dieser sojabasierte Patty eine gute Alternative für Flexitarier*innen, die dank solchen Alternativen ein Burgerpatty aus Fleisch links liegen lassen. Tipp: Mit etwas Liquid Smoke anbraten!
Erhältlich ist der Incredible Burger in Deutschland, Holland und Schweden. Vorerst ist nicht geplant, den Burger in die Schweiz zu bringen. 2 Pattys kosten im Rewe Deutschland €3.49.
4. Green Mountain
Als einer der wenigen in dieser Liste zählt der Green Mountain Burger zu den Schweizer Entwicklungen. Im April 2019 hat Hilcona nach einem Jahr Experimentieren den Burger und das Label Green Mountain herausgebracht, unter dem weitere pflanzliche Lebensmittel folgen sollen. Der Patty basiert auf europäischem Sojamehl, Erbsenprotein sowie Kokosfett. Er enthält 12 Gramm Fett und 12 Gramm Protein – also von beidem etwas weniger als seine amerikanischen Mitstreiter. Das Fazit zum Geschmack fällt in unserem Team leider sehr negativ aus: «Fad und uninspiriert» und «dafür würde ich kein Geld ausgeben». Edit 2021: Der Green Mountain hat definitiv eine richtig gute Entwicklung durchgemacht und zählt nun zu unseren Lieblingsburgern.
Erhältlich in aktuell 133 Mensen der ZFV-Gruppe sowie ausgewählten Restaurants. Im Coop kosten zwei Pattys CHF 7.95.
5. Migros Cornatur Burger
Ja, der kann definitiv mithalten! Der Cornatur Burger kommt zwar etwas kompakter daher als seine Kollegen und sieht einem herkömmlichen Burger auch weniger ähnlich, aber der intensiv fleischige Geschmack in Kombination mit der knorpeligen Konsistenz kann einer vegan lebenden Person schon fast zu viel des Guten werden.
Punkto Nährwerte schneidet dieser Patty mit 8 Gramm Fett und 21 Gramm Protein pro 100g im Vergleich zu den anderen am gesündesten ab. Auf Anfrage gibt uns Migros bekannt, dass das Sojaprotein in der EU und das Weizenprotein in der Schweiz und in der USA hergestellt wird. Auf jeden Fall weist der Cornatur Burger das beste Preis-Leistungs-Verhältnis auf.
Erhältlich im Kühlregal in der Migros. Zwei Burger kosten Fr 4.90.
6. Délicorn Burger
Coop verkauft bereits seit einigen Jahren eine Burgeralternative unter der Eigenmarke Délicorn. Der Patty besteht aus Weizen- und Sojaprotein (beides aus Europa) und bietet auf 100 Gramm anständige 21 Gramm Protein und 11 Gramm Fett. Der geringe Fettgehalt merkt man aber auch: Ohne Barbecue-Sauce oder Ketchup ist der Burger nur schwerlich geniessbar. Der Geschmack und die sehr faserige Struktur sind zwar okay, und zugute kommt dem Burger auf jeden Fall, dass er in der Schweiz hergestellt wird. Definitiv würde er aber kaum Leute für sich gewinnen, welche die Wahl zwischen einem Fleischburger und diesem hier haben. Das gibt von uns nur Note 4.
Erhältlich im Kühlregal im Coop. Zwei Burgerpattys kosten Fr 4.95.
7. Impossible Burger
Für diesen vielversprechenden, einzigartigen Burger lohnt es sich, etwas länger auszuholen: 2009 hat sich der Amerikanische Professor für Biochemie Patrick O’Brown eine Auszeit genommen, um die intensive Landwirtschaft mit ihren ökologischen Konsequenzen zu bekämpfen. Er realisierte, dass eine Verhaltensänderung im Fleischkonsum wohl erst mit gleichwertigen Produkten erzielt werden kann, fragte herum für eine Finanzierung und gründete Impossible Foods. Zusammen mit anderen Wissenschaftler tüftelte er fünf Jahre lang an einem Burger der sich exakt wie Fleisch verhält, sowohl im Aussehen, beim Zubereiten als auch im Geschmack. Die Geheimzutat? Hämeisen! Es ist in grosser Menge in Fleisch vorhanden und sorgt unter anderem für die rote Farbe des Blutes. Hämeisen kommt auch in einigen Pflanzen vor. Zusammen mit Sojaprotein, Kokos- und Sonnenblumenöl sorgt es für einen täuschend echten Patty. Seit 2016 kann der Burger in tausenden Restaurants in den USA, unter anderem bei Burger King, bestellt werden Da das Hämeisen aber genmodifiziert ist, darf es hierzulande (noch) nicht verkauft werden. Inzwischen forschen die mittlerweile über 300 Mitarbeiter an ganzen Fleischstücken wie einem Steak. Wir prognostizieren auf jeden Fall eine rosige Zukunft für Impossible Foods, die als erste erreicht haben, einen komplett authentischen Burger aus pflanzlichen Zutaten herzustellen.
Markteinführung in der Schweiz ungewiss. In den USA kostet ein Impossible Whopper bei Burger King $5.19.
8. Wonder Burger
Auch Aldi und Lidl haben – wie Coop und Migros – die Fährte aufgenommen und präsentieren diesen Sommer einen hauseigenen Burger. Aldi lancierte Anfang August 2019 in Deutschland den Wonder Burger. Seit Juni 2020 ist er auch in der Schweiz verfügbar. Die Hauptzutaten sind Sojaprotein, Kokosöl und Maisstärke, für die blutrote Färbung ist auch hier wieder Randensaft verantwortlich. Zwei Burger werden rund drei Euro kosten und somit die günstigsten fleischähnlichen Burger auf dem Deutschen Markt sein. Trotz einem «klar erkennbaren Trend zu einer bewussteren Ernährung, unter Berücksichtigung von veganen Produkten» schreibt uns aber Aldi Schweiz, dass eine Einführung des Wonder Burgers hierzulande nicht geplant ist. Das ist schade, denn unser Test hat ergeben: Etwas zu rot, um noch als Fleischimitat durchzugehen, aber sehr gut gewürzt, faserig wie Fleisch und dennoch keine Spur von trocken. Note 5.5.
Erhältlich schweizweit im Aldi.
9. Next Level Burger
Gleichzeitig mit Aldi hat auch Lidl seinen eigenen Burger lanciert. Dessen Verpackung ähnelt stark dem Beyond Burger, der in den Lidl-Filialen nach Aktionen jedes Mal subito ausverkauft war. Geschmacklich ähnelt der Next Level Burger ebenso dem Beyond Burger, saftig und würzig, nur das Rauch- und Fleischaroma ist etwas schwächer vorhanden. Die Konsistenz ist hingegen komplett anders. Der Next Level Burger hat einen guten Biss und einen ausgeprägten Geschmack. Negativpunkt: Nach dem Braten riechen auch die umliegenden Zimmer danach. Pluspunkt: Unschlagbarer Preis und nicht von Übersee importiert. Fazit: Klar das authentischste Burgerpatty, direkt nach dem Beyond und dem Impossible Burger aus Amerika.
Den Next Level Burger gehört seit Anfang 2020 auch in allen Schweizer Lidl-Filialen zum Sortiment, zwei Pattys kosten CHF 3.95.
10. Clean Meat
Über sogenanntes Laborfleisch, kultiviertes Fleisch oder eben Clean Meat wurde schon viel berichtet. Obwohl bereits 2013 ein erster Prototyp verkostet wurde, ist es den Forschern in verschiedenen Ländern (USA, Israel, Japan und Holland) noch nicht gelungen, einen solchen Burger rentabel zu produzieren. Technisch gesehen ist kultiviertes Fleisch übrigens nicht vegan: Für die Herstellung werden den Tieren mit einer Biopsienadel Stammzellen entnommen, die sich dann mithilfe eines Nährmediums im Bioreaktor vermehren. Zwar muss ein Tier dafür nicht geschlachtet werden, da es über Milliarden von Stammzellen verfügt, aber für das Nährmedium wird momentan noch fötales Kälberserum verwendet. An pflanzlichen Alternativen wird geforscht, auch wenn Veganer*Innen und Vegetarier*Innen nicht zur Zielgruppe gehören. Diese hätten bereits genügend pflanzliche Optionen. Es sollen eher Personen angesprochen werden, die alles essen und sich nachhaltigere Alternativen zu Tierprodukten wünschen. Das kultivierte Fleisch ist also nicht die Erfindung für Veganer*innen, sondern soll die noch immer steigende globale Nachfrage nach Fleisch abfangen. Sowohl Coop (Bell Food Group) als auch die Migros (M-Industrie) haben bereits Geld in führende Firmen investiert. Auch die Vegane Gesellschaft Schweiz begrüsst die Erforschung der Produkte, die keinen einzigen Unterschied zu Fleisch aufweisen werden, ausser, dass dafür kein Tier gelitten hat.
Noch nirgends erhältlich, momentan liegen die Produktionskosten Schätzungen zufolge mindestens bei 100 Franken pro Kilogramm.