Zwei Meinungen, ein Thema: Sojaprodukte – Superfood oder Umweltproblem?
Tofu, Sojadrink & Co. – in der veganen Ernährung kaum wegzudenken und doch immer wieder umstritten. Auf der einen Seite gilt Soja als nährstoffreiches Multitalent, auf der anderen Seite als problematische Importware mit ökologischen Schattenseiten.
Zwei Perspektiven aus der veganen Community, die beide mit guten Argumenten kommen.
Pro Soja: Pflanzliches Protein mit Potenzial
Soja liefert hochwertiges pflanzliches Eiweiss, ist vielseitig einsetzbar und für viele ein zentraler Bestandteil einer ausgewogenen veganen Ernährung. Es enthält alle essenziellen Aminosäuren, dazu sekundäre Pflanzenstoffe wie Isoflavone, die in Studien mit positiven Wirkungen auf Knochen- und Herzgesundheit in Verbindung gebracht werden.
Auch in Sachen Nachhaltigkeit punktet Soja – zumindest im Vergleich zu tierischen Produkten:
- Der Wasserverbrauch ist deutlich geringer als bei Fleisch- oder Milcherzeugung.
- Die CO₂-Bilanz von Sojamilch liegt bis zu 70 % unter der von Kuhmilch.
- Für den Sojakonsum in veganen Produkten wird meist Bio-Soja aus Europa oder der Schweiz verwendet – nicht zu verwechseln mit dem gentechnisch veränderten Soja aus Übersee, das zu über 75 % in der Massentierhaltung landet.
In der Praxis bedeutet das: Wer bewusst zu regionalem oder europäischem Bio-Soja greift, isst klimafreundlich, tierleidfrei und nährstoffreich.
Contra Soja: Kritischer Blick auf Anbau und Alternativen
Trotz vieler Vorteile steht Soja auch in der Kritik – vor allem, was die globalen Anbaubedingungen betrifft. Zwar ist der Sojaanteil für pflanzliche Produkte relativ klein, doch der weltweite Anbau bleibt geprägt von ökologischen und sozialen Herausforderungen:
- Entwaldung in Brasilien für neue Sojafelder
- Monokulturen mit hohem Pestizideinsatz
- Belastung von Böden und Wasserressourcen
- Gefährdung lokaler und indigener Gemeinschaften
Zudem ist Soja trotz seiner Vielseitigkeit nicht für alle bekömmlich. Viele Menschen reagieren empfindlich oder meiden es bewusst – sei es aus gesundheitlichen Gründen oder aus dem Wunsch nach regionaleren Alternativen.
Und genau hier setzen viele Veganer:innen inzwischen auf Proteinquellen wie Lupinen, Ackerbohnen, Erbsen oder Hanf – sie wachsen in der Schweiz, sind nährstoffreich und ökologisch oft die bessere Wahl.
Auch technologisch gibt es Fortschritte: Sojafreie Fleisch- und Milchersatzprodukte werden stetig besser – und machen es leichter, auf Soja zu verzichten, ohne Abstriche beim Geschmack oder Nährwert zu machen.
Fazit: Es geht nicht um schwarz oder weiss – sondern um bewusst
Soja ist weder das perfekte Superfood noch ein Umweltverbrechen. Es kommt auf das Woher, das Wieviel und das Wie vielfältig an.
Wer auf nachhaltige Herkunft achtet – etwa Soja aus europäischem Bio-Anbau – kann Sojaprodukte mit gutem Gewissen geniessen. Gleichzeitig lohnt es sich, den veganen Speiseplan zu diversifizieren: Die Schweiz bietet mit Ackerbohnen, Lupinen oder Erbsen viele spannende Alternativen, die nicht nur umweltfreundlich, sondern auch kulinarisch spannend sind.