Für die Tiere

Ein Tier, das in der Schweiz als Nutztier gehalten wird, hat nur einen Zweck: Es muss in möglichst kurzer Zeit möglichst viel Profit abwerfen. Die Produktion ist dermassen auf Effizienz getrimmt, dass Nutztiere im Durchschnitt nur 5% der natürlichen Lebenserwartung erreichen und grösstenteils in Massentierhaltung leben. So werden Jahr für Jahr 55 Millionen Nutztiere in der Schweiz geschlachtet. Dies ist notwendig, um den hohen Fleisch- und Tierproduktekonsum der Bevölkerung zu decken.

WARUM KEIN FLEISCH?

Kühe, Schweine und Hühner sind genauso empfindungsfähige Wesen wie Hunde, Katzen und Menschen auch. Sie haben einen Bewegungsdrang, soziale Geflechte, eine enge Bindung zu ihren Artgenossen, Freude am Spielen und Neugierde. Genauso wie wir leiden sie aber auch, wenn ihre Lebensbedingungen ihren Bedürfnissen nicht gerecht werden. Das Tierschutzgesetz regelt deswegen, unter welchen Bedingungen Tiere gehalten werden dürfen. Dabei werden die Bedürfnisse der Tiere aber nur so weit berücksichtigt, wie sie den Gewinn der Industrie nicht beeinträchtigen. Schweine, die so intelligent sind wie Hunde, bekommen 0.9 m2 Platz zugesprochen. Fast die Hälfte von ihnen hat keinen Auslauf ins Freie und verbringt das gesamte Leben in einer Halle aus Beton ohne Beschäftigungsmöglichkeiten. Bei Masthühnern sind es sogar 85% ohne Auslauf ins Freie, bis zu 18’000 Tiere dürfen pro Betrieb gehalten werden. Es ist bezeichnend für die Situation, wie selten wir Hühner und Schweine im Alltag sehen, dabei leben über 10 Millionen dieser Tiere in der Schweiz.

An erster Stelle der industriellen Tierhaltung steht die Effizienz: Die Tiere müssen innert möglichst kurzer Zeit möglichst viel Gewicht zunehmen. Masthühnern wurde das Sättigungsgefühl weggezüchtet, damit sie möglichst schnell ihr Schlachtgewicht erreichen. Sie werden nach anderthalb Monaten geschlachtet. Ihre natürliche Lebenserwartung beträgt 15 Jahre. Bei Ferkeln wird ihre natürliche Neugierde ausgenutzt für sogenannte Fresstrainings, sie legen teilweise bis zu einem Kilogramm pro Tag an Körpergewicht zu. In weniger als einem Jahr erreichen sie ihr Schlachtgewicht von 120 Kilogramm. Kälber werden direkt nach der Geburt von ihren Müttern getrennt, für Kalbfleisch müssen sie mit spätestens 8 Monaten geschlachtet werden.

Auch die Schlachtung bedeutet enorm viel Leid. Laut Studien sterben die Tiere oft bei vollem Bewusstsein. Männliche Küken werden in der Eierindustrie vergast oder geschreddert. Ihre Aufzucht lohnt sich finanziell nicht, da sie keine Eier legen und zu wenig Fleisch ansetzen. Schweine werden meistens mit CO2 betäubt. Bei 3% aller Schweine wirkt das Gas nicht richtig, was sich anfühlt, als würde man ersticken. Der Bolzenschuss bei Rindern funktioniert in 10% der Fälle nicht, sie verbluten bei vollem Schmerzempfinden. Auch wenn uns die Werbung und die Labels von Grossverteilern etwas anderes versprechen: Die Fleischproduktion in der Schweiz findet zum allergrössten Teil in Massentierhaltung statt und missachtet systematisch die Bedürfnisse der Tiere. Wer Fleisch konsumiert nimmt massives Tierleid in Kauf. Dabei gibt es besonders im Angebot von Fleischalternativen grossen Fortschritt: Das Angebot hat sich in den letzten Jahren vervielfacht.

WARUM KEINE MILCH?

Wie auch der Mensch produzieren Kühe Milch für ihren Nachwuchs, nachdem sie diesen geboren haben. Weil die Milchleistung nach einem Jahr dramatisch sinken würde, werden Kühe jedes Jahr erneut geschwängert. Somit gebären Kühe Jahr für Jahr ein Kalb, welches ihnen üblicherweise wenige Tage nach der Geburt weggenommen wird. Da männliche Kälber nicht für die Milchproduktion zu gebrauchen sind, erwartet sie in der Kälbermast nach sechs bis zwölf Monaten der Tod. Die weiblichen Tiere folgen ihren Müttern, sie erwartet ein Leben als Milchkuh und nach fünf Jahren die Schlachtung, weil sie wegen der sinkenden Milchleistung unrentabel werden. Diese Probleme werden auch durch biologische Landwirtschaft oder das Ausweichen auf Ziegen oder Schafe nicht vermieden. Auch hier werden die Tiere aus Gründen der Effizienz jedes Jahr geschwängert und ihre Kälber und Lämmer für die Fleischproduktion verwendet. Die Herstellung von Milch und Milchprodukten wie Käse, Butter oder Joghurt führt also aufgrund des Kreislaufes, der für die Produktion notwendig ist, zu Tierleid.

WARUM KEINE EIER?

Die Hühnerwelt wurde aus Effizienzgründen in zwei Zuchtlinien getrennt: «Legehennen» für die Eierproduktion und «Masthühner» für die Fleischproduktion. Männliche Küken der Lege-Zuchtlinie können keine Eier legen, eignen sich aber auch nicht für die Mast und werden deswegen kurz nach der Geburt vernichtet. So werden in der Schweiz jährlich mehr als zwei Millionen Küken vergast oder geschreddert – auch für Bio-Eier.

Aber auch Legehühner werden nach anderthalb Jahren aus Rentabilitätsgründen geschlachtet, weil die Grösse der gelegten Eier mit zunehmendem Alter des Huhns variiert und die Schale an Stabilität verliert. Während ein Huhn in der Natur pro Jahr nur ein paar Eier legt, erreicht die Industrie durch Züchtung bis zu 280 Eier pro Jahr und Huhn. Zu ihren Lebzeiten erhalten Legehennen in konventioneller Haltung 14 cm Stange, in Biohaltung sind es 2 cm mehr.

Gleichzeitig stammt ein grosser Teil der konsumierten Eier aus Käfighaltung, obwohl diese in der Schweiz als Tierquälerei eingestuft und verboten wurde. Denn fast die Hälfte aller verzehrten Eier werden aus dem Ausland importiert und für Backwaren und Fertiggerichte verwendet. Für diese Eier besteht keine Deklarationspflicht.

LEDER, WOLLE UND APFELSAFT?

Während Pelz gesellschaftlich verpönt ist, sind Bedenken gegenüber Leder selten – dabei ist Leder quasi Pelz ohne Haare. Problematisch sind in der Lederherstellung auch die Arbeitsbedingungen und die Umweltbelastung. Zweitere wird durch die Gerberei und Färberei verursacht, die in der Regel in Ländern mit laschen Vorschriften durchgeführt werden.

Falsch ist die Annahme, Leder sei ein Nebenprodukt der Fleischgewinnung. Denn jeder zusätzliche Gewinn, der sich durch den Tod eines Tieres erzielen lässt, ist ein Anreiz für deren Produktion. So wird versucht, möglichst alles von den Tieren zu verkaufen. Sogenannte «Schlachtabfälle», die sich nicht für den Direktverkauf eignen, landen als Gelatine in Gummibärchen oder werden als Futter für Haustiere verkauft. Manche Produkte sind auch aufgrund ihres Herstellungsprozesses nicht vegan, beispielsweise wenn zur Produktentwicklung von Kosmetika Tierversuche durchgeführt werden.

WELTHUNGER

Es wird oft vergessen, aber auch der Mensch ist ein Tier – ein Trockennasenaffe. Und während wir mit Tierprodukten den Nutztieren offensichtlich Leid zufügen, machen wir gleichzeitig auch vielen Menschen das Leben schwer. Denn Nutztiere müssen essen, und zwar viel. Während Kühe Gras verwerten können, sind Schweine und Hühner auf sogenanntes Kraftfutter angewiesen, beispielsweise Soja und Getreide. Und so verfüttert die Schweiz jedes Jahr 1.5 Millionen Tonnen Nahrungsmittel an Nutztiere, die auch für den menschlichen Verzehr geeignet wären. Die Hälfte importieren wir aus dem Ausland, auch aus dem Weltsüden, wo Nahrungsmittel ein knappes Gut sind. Weltweit landen so ein Drittel der gesamten Getreideernte und 85% der Sojaernte im Futtertrog, was die Verfügbarkeit von Grundnahrungsmitteln verknappt und dadurch den Preis in die Höhe treibt. Ausserdem geht der grösste Teil der investierten pflanzlichen Kalorien, die als Tierfutter dienen, beim Umweg über das Tierprodukt verloren. Somit trägt unser Verzehr von Tierprodukten auch dazu bei, dass sich die ärmsten Menschen der Welt nicht ausreichend Nahrungsmittel leisten können.

Für die Herstellung von Tierprodukten wird Trinkwasser verbraucht: Für ein Kilogramm Rindfleisch über 400 Liter. Davon wird nur 1% durch das Tier selbst und die Stallpflege verbraucht, 98% werden für die Herstellung des Futtermittels benötigt. Da wir Futtermittel wie Soja und Getreide zu einem grossen Teil aus dem Ausland, oft aus dem Weltsüden importieren, verknappen wir Trinkwasser in Gebieten, wo häufig Wasserknappheit herrscht. Natürlich ist das Problem der Weltarmut vielschichtig und kann nicht durch eine Massnahme allein beseitig werden, eine vegane Ernährung kann aber ein wichtiger Teil der Lösung sein.

WELCHE ALTERNATIVEN GIBT ES?

Es ist in der Schweiz aktuell nicht möglich, Tierprodukte zu konsumieren ohne Tierleid zu verursachen. Deswegen entscheiden sich immer mehr Menschen für eine vegane Lebensweise. Da sich allerdings in sehr vielen Produkten tierische Inhaltsstoffe verstecken, ist eine zu 100 % konsequente vegane Lebensweise aktuell nicht möglich. Darum geht es aber auch nicht, es ist schliesslich kein Wettbewerb. Was zählt ist die Einstellung, möglichst wenig Tierleid verursachen zu wollen. Damit dir das möglichst leicht fällt, haben wir für dich eine Liste mit Alternativen zu Fleisch und anderen Tierprodukten zusammengetragen.

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