Die CSS ist der grösste Grundversicherungs-Konzern der Schweiz. In der neusten Ausgabe seines Magazins findet sich unter anderem ein Artikel, welcher die Frage aufwirft: „Leben Vegetarier gesund?“. Auch die vegane Ernährung wird darin behandelt. Leider scheinen die MacherInnen des CSS Magazins nicht auf dem aktuellen Stand der Dinge zu sein, so dass die vegane Ernährung überkritisch angegangen wird und trotz ihrer vielen gesundheitlichen Vorteile schlecht wegkommt.
Aus diesem Grund hat unser Ernährungsexperte Diego einen Leserbrief an die CSS verfasst:
Stellungnahme / Leserbrief eines Ernährungsexperten zum Artikel “Leben Vegetarier gesund” im CSS Magazin 2/2012 (Seite 22)
Sehr geehrte Redaktionsmitglieder
Ich finde es gut, dass wichtiger werdende Ernährungsformen wie die vegane Ernährung thematisiert und debattiert werden. Auch ist es toll, dass Sie von den gesundheitlichen Vorteilen einer vegetarischen Ernährung berichten, die vorteilhaft bei fast allen Zivilisationskrankheiten ist. Ich muss jedoch einige Aussagen an Ihrem Artikel kritisieren. Insbesondere die Hinweise zu möglichen Mangelerscheinungen erscheinen mir nicht korrekt. So werden mögliche Mangelerscheinungen bei omnivorer oder ovo-lacto-vegetarischer Kost nicht erwähnt. Das, obwohl über die Hälfte aller in der Schweiz lebenden Personen im Winter an einem Vitamin D-Mangel leidet[1] und obwohl Eisen- und B12-Mangel in allen Bevölkerungsschichten verbreitet sind. In Punkto Eisen schneiden vegan lebende Menschen sogar besser ab als Personen, die Milchprodukte und Eier essen, da diese die Eisenaufnahme hemmen. Und auch Proteine, Eisen, Kalzium und Jod finden sich in pflanzlichen Lebensmitteln reichlich.
Weiter schreiben Sie, dass eine vegane Ernährung absolut ungeeignet sei für Schwangere, Stillende, Kinder, Säuglinge und Leistungssportler. Diese Aussage wird nicht nur von vielen vegan lebenden Menschen sondern auch von ErnährungswissenschaftlerInnen widerlegt. So empfiehlt denn die grösste Organisation von ErnährungsexpertInnen weltweit, die American Dietetic Association (ADA), eine gut geplante vegane Ernährung für alle Personen (inklusive Schwangerschaft, Kindheit, Hochleistungssportler etc.) und preist die vielen gesundheitlichen Vorteile an.[2] Und dass sportliche Leistungen mit veganer Ernährung mindestens so gut möglich sind, zeigen diverse HochleistungssportlerInnen wie etwa ein Bodybuilding-Weltmeister (Alexander Dargatz) oder der aktuell stärkste Mann Deutschlands (Patrik Baboumian).
Gerade Sie als eine der führenden Krankenkassen der Schweiz haben doch allerhöchstes Interesse an gesunden VersicherungsnehmerInnen. Zudem sind Sie ja direkt von den durch Fehlernährung verursachten Folgekosten von mehreren Milliarden pro Jahr betroffen. Eine gut geplante und ausgewogene vegane Ernährung kann erwiesenermassen dazu beitragen, diese Risiken und Nebenwirkungen effektiv zu verhindern.
Ich hoffe, dass Sie weiterhin über solch interessante Themen berichten, dass die Ernährungsempfehlungen dann aber auf dem neusten Stand sind und damit das Vertrauen in ihre Versicherung stärken können.
Freundliche Grüsse
Diego Santini
Chemiker M.Sc., Ernährungsexperte der Veganen Gesellschaft Schweiz[1] http://www.tellmed.ch/include_php/previewdoc.php?file_id=7845
[2] http://www.vebu.de/files/ADA_position_paper_2009.pdf