Am letzten Sonntag fand bei uns im Dorf der „Chlauseinzug“ statt. Ich nehme an, die meisten von Ihnen wissen, worum es dabei geht, deshalb hier nur die Kurzfassung wie dies bei uns abläuft: Die Kinder stehen mit ihren selbstgebastelten Laternen vor dem Pfarreiheim und warten voller Spannung darauf, dass der Samichlaus auftaucht, um mit ihnen ein Runde durch das Dorf zu drehen. Danach treffen sich Eltern und Kinder beim Schulhaus und es werden Gedichte und Lieder der Kinder vorgetragen, bevor der Samichlaus selber das Wort ergreift,um ein paar nette Worte an die Gemeinschaft zu richten. Die Atmosphäre ist bereits sehr weihnachtlich.
Der Samichlaus erzählte in diesem Jahr eine Geschichte. Und es ist diese Geschichte die mich wiederum zum Nachdenken stimmt. Damit Sie wissen, um was es geht, schreibe ich hier kurz eine Zusammenfassung:
Jetzt kommt der entscheidende Punkt, welcher mich zum Schreiben dieser Zeilen animierte. Eigentlich war das ja keine spektakuläre Geschichte. Hat man als erwachsener Mensch schon mindestens tausend Mal in ähnlicher Form gehört. Die Moral der Geschichte musste natürlich trotzdem hervorgehoben werden, damit die Kinder die Message ebenfalls mitbekommen: Mit erhobenem Zeigefinger erzählte der Samichlaus, wie wertvoll jedes Lebewesen auf diesem Planet sei und man kein anderes Lebewesen leiden lassen oder bevorzugen solle.
Als ich mit meinen Blick über die Menge schweifte, konnte ich von überall her zustimmendes Nicken erkennen. Offenbar waren die anwesenden Lebewesen voll und ganz der gleichen Meinung. „Das arme Tier“ „Selbstverständlich muss man diesem helfen“, „Ich würde dasselbe tun“ usw.
Ich dachte mir: Wow! der Samichlaus hat es geschafft! Der ganze Platz wird sich ab jetzt nur noch vegan ernähren. Das muss so sein, sonst hätten ja eigentlich (fast) alle Anwesenden (inkl. Samichlaus) vor Scham im Boden versinken müssen.
Sie haben natürlich schon längst bemerkt, auf was ich hinaus will. Wir wissen alle, dass die Chance relativ gross ist, dass selbst der Geschichtenerzähler – in unserem Falle der Samichlaus – keine zwei Stunden nach der Rede ein Stück „ehemaliges Lebewesen“ auf dem Teller liegen hatte.
Und dass es ihm, mit nochmals sehr grosser Wahrscheinlichkeit, gelingt auszublenden, was dazwischen passiert ist, damit es bei ihm jetzt auf dem Teller lag. Die Verbindung, dass es sich einmal um ein Lebewesen handelte, wird gar nicht erst gemacht. Denn „Nutztiere“ sind offensichtlich keine Lebewesen. sondern werden nur als Produkt wahrgenommen oder im Kopf dazu degradiert.
In Fachkreisen nennt man dieses Verhalte: Kognitive Dissonanz.
In diesem Sinne wünsche ich eine schöne, gewaltfreie und gesunde Weihnachtszeit für alle Lebewesen.
2 Antworten
Etwas, was mich immer ganz konfus macht und ich nie verstehen werde…
sehr schön zusammen gefasst. Eine Situation, die uns täglich begegnet! Wahnsinn! Oder einfach leere Worthülsen “ alle Lebewesen“ lässt sich auch ausprechen ohne zu merken um wen es geht…