Rindfleisch durch Poulet ersetzen? Weshalb das keine gute Idee ist

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Poulet ist das einzige Fleisch, dessen Absatz in der Schweiz noch immer steigt. Aus ethischer Sicht ist diese Entwicklung katastrophal. Und aus ökologischer? Gastbloggerin Conny hat recherchiert.

 

 

1. Umweltperspektive

Jedes Jahr erscheinen neue Fakten, Studien und Zahlen zu den Auswirkungen unseres Fleischkonsums auf die Umwelt und unsere eigene Gesundheit. Aufgrund dessen verzichten mittlerweile viele Konsument*innen auf Rindfleisch oder allgemein rotes Fleisch und beschränken sich aus gesundheitlichen Gründen auf das helle Fleisch – also hauptsächlich Poulet. Aus dem ökologischen Blickwinkel ist das sicherlich ein begrüssenswerter Schritt, denn Rindfleisch ist ein waschechter Umweltkiller. 

Ein Kilogramm Rindfleisch produziert ganze 12 Kilogramm CO2, während ein Kilogramm Poulet für 4 kg CO2 verantwortlich ist. Zum Vergleich: Ein Kilogramm Kartoffeln schlägt sich mit 0.04 kg CO2 nieder.¹ Ganz zu schweigen von den Mengen an Soja, das für die Tierfütterung produziert werden muss und zu einem Grossteil für die Abholzung des Regenwaldes verantwortlich ist. 80% der weltweiten Sojaproduktion  ist allein für die Tierfütterung bestimmt. Davon sind Hühner aber nicht ausgenommen: Ein grosser Teil des an Tieren verfütterten Sojas geht an Hühnerfarmen. Übrigens nicht nur in jene für die Fleischproduktion – auch die Eier-Industrie ist Abnehmerin, ebenso wie Milchbetriebe. 

Nur 6-7% des weltweit angebauten Sojas wird von uns direkt konsumiert – beispielsweise in Form von Tofu.² Der übrige Anteil geht in die Produktion von Sojaöl oder Biodiesel.³ 

 

2. Ethikperspektive 

Die Ethikperspektive kann aus Sicht des erzeugten Tierleides und verlorener Tierleben wie auch aus der Sicht des Menschen und seinen Bedürfnissen abgehandelt werden. 

 

2.1 Die ethische Perspektive: Tiere

Ist es aus ethischer Sicht sinnvoller, auf Rindfleisch oder auf Geflügelfleisch zu verzichten? Definieren wir Ethik und Moral unter dem Aspekt des Tötens und Tierleids, ist klar, dass wir beim Konsum von Geflügel weitaus mehr Lebewesen auf dem Gewissen haben als beim Rindfleisch. Während global jährlich 300 Millionen Rinder geschlachtet werden, müssen weltweit ganze 66 Milliarden Hühner ihr Leben lassen, um auf unseren Tellern zu landen. Noch mehr Tierleid verursacht nur der Konsum von Fisch.⁴

Wenn aus ethischer Sicht klar ist, dass das Töten und die Ausbeutung von Tieren für den eigenen Genuss nicht vertretbar sind, wird schnell deutlich, in welche Richtung das Pendel ausschlägt. Aber Ethik ist komplex und hört natürlich nicht bei der Entscheidung auf, ob auf dem Teller eine Pouletbrust oder ein Rinderfilet landen soll. Beim Töten von Lebewesen für unsere Ernährung wird nämlich oft das Argument unseres Überlebens ins Feld geführt. Es fallen Sätze wie: «Ohne den Fleischkonsum hätten wir uns nie so entwickelt» oder «Wir brauchen Fleisch und die darin enthaltenen Nährstoffe, um zu überleben». Damit wären wir aus ethischer Sicht beim Dilemma, wer im Zweifelsfall leben «darf».

Für unsere Vorfahren in der Steinzeit mag das sicherlich eine klare Entscheidung gewesen sein, doch in der heutigen Zeit sind wir längst nicht mehr in derselben Situation. Alle Nährstoffe, die wir benötigen, können wir über eine pflanzliche Nahrung aufnehmen. Nur Vitamin B12 muss supplementiert werden, was auch Hühner zugesetzt bekommen und somit Poulet längst nicht mehr zur «natürlichen Quelle» macht.

 

2.2 Die ethische Perspektive: Menschen

Als Menschen sind wir ethisch und moralisch auch unseren Mitmenschen verpflichtet, wie beispielsweise beim Thema Ernährung  und Energieeffizienz. Hier ist Poulet wieder das kleinere Übel als Rindfleisch, denn für jede Kalorie, die ein Mensch mit Rindfleisch verzehrt, hat das Rind vorher sieben pflanzliche Kalorien verbraucht. Bei Hühnern sind es hingegen nur zwei Kalorien.⁵ Das Rind wandelt das Futter also viel weniger effizient um. Das sind wertvolle Kalorien, die hier verloren gehen. Denn obwohl Kühe auch heimisches Gras verwerten können, erhalten sie in der Schweiz zumeist zusätzliches Kraftfutter. Die Hälfte davon importieren wir aus dem Ausland, auch aus der südlichen Hemisphäre, wo Nahrungsmittel ein knappes Gut sind. Weltweit landen so ein Drittel der gesamten Getreideernte und 85% der Sojaernte im Futtertrog, was die Verfügbarkeit von Grundnahrungsmitteln verknappt und dadurch den Preis in die Höhe treibt. Somit trägt unser Verzehr von Tierprodukten auch dazu bei, dass sich die ärmsten Menschen der Welt nicht ausreichend Nahrungsmittel leisten können. Der Fleischkonsum in der Schweiz sorgt also direkt dafür, dass in anderen Ländern Menschen hungern.

 

Fazit

Es zeigt sich deutlich, dass in Sachen Ethik und Umwelt viele komplexe Aspekte zusammenfliessen. Die Antwort auf die Frage nach Geflügel- oder Rindfleisch wird jedoch beim Zusammentragen von Informationen immer klarer: Am besten lässt man beides weg. Auch gesundheitlich besteht keine Notwendigkeit. Der ethische Blick lässt keine Zweifel offen: Das Töten von Tieren für unseren Nutzen – im Endeffekt für unser Geschmackserlebnis – ist längst nicht mehr haltbar. 

 

Quellen:

¹  IFEU-Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg, 2016: https://www.klimatarier.com/de/CO2_Rechner

²  https://wwf.panda.org/our_work/food/sustainable_production/soy, 3.6.20

³  https://www.ucsusa.org/resources/soybeans, 3.6.20

https://reducing-suffering.org/how-much-direct-suffering-is-caused-by-various-animal-foods/#Summary, 3.6.20

 https://www.weltagrarbericht.de/themen-des-weltagrarberichts/fleisch-und-futtermittel.html, 3.6.20

 

Conny sammelt leidenschaftlich neuste Erkenntnisse zum veganen Lifestyle und hat es nebenbei zu ihrem Hobby gemacht, ihr Umfeld mit veganen Backwaren zu überschwemmen. Als Wissenschaftsredaktorin und Autorin gehört Schreiben zu ihrem Alltag. Für vegan.ch verfasst Conny regelmässig Blogbeiträge zu unterschiedlichsten Themen der veganen Lebensweise.

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