Leiden nur Tiere in Tierversuchen?

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In der Forschung werden viele Tierversuche gemacht. In vielen Fällen ist schon vor dem Versuch klar, dass die Tiere leiden und sterben werden. Über diese Versuche werden viele ethische Bedenken geäussert, wie zum Beispiel:

  • Darf man Tiere im Namen der Wissenschaft quälen? 
  • Rechtfertigt die Untersuchung von altersbedingten Krankheiten wie Alzheimer oder Arthrose (Gelenkverschleiss) das Töten von jungen Tieren? 
  • Wie viel Leid darf bei Affen entstehen, wenn man die Funktionen des Gehirns erforschen will?

Wir als Vegane Gesellschaft Schweiz stehen neutral zu diesem Artikel. Mit der Veröffentlichung dieses Beitrages wollen wir einen Raum für philosophische Diskussionen schaffen. Wir freuen uns auf spannende, anregende Diskussionen in den Kommentaren.

Heutzutage müssen Wissenschaftler*innen Tierversuche rechtfertigen. Sie müssen erklären, warum Tiere für ihre Forschung notwendig sind und warum das Leid, das bei ihren Versuchen entsteht, nicht verhindert werden kann. Um zu prüfen, ob ein Tierversuch durchgeführt werden darf oder nicht, wird eine sogenannte Güterabwägung, eine Art Kosten- und Nutzenanalyse durchgeführt. Es wird überlegt, ob der Nutzen vom Tierversuch höher ist, als die Kosten.

 

Um ein vereinfachtes Beispiel zu geben: Wenn in einem Tierversuch 1000 Tiere leiden müssen, dafür aber ein Medikament entsteht, welches 10’000 Menschen von Leiden befreit, dann ist der Versuch gerechtfertigt. Der Nutzen (10’000 Menschen von Leiden zu befreien) überwiegt die Kosten (1000 Tiere leiden).

Bei diesen Kosten- und Nutzenanalysen werden in der Regel das Leiden der Tiere auf der einen Seite und der Nutzen für den Menschen auf der anderen Seite gestellt. Doch sind es nur die Tiere, die bei solchen Versuchen leiden? 

In ihrem Artikel «How the Suffering of Nonhuman Animals and Humans in Animal Research is Interconnected» untersucht Nina Kranke einen Aspekt von Tierversuchen, der oft vernachlässigt oder gänzlich ausser Acht gelassen wird: Das Leiden der Wissenschaftler*innen, der Laborhelfer*innen und der Techniker*innen. 

Die Arbeit der Wissenschaftler*innen erfordert es, Tiere nicht als lebende Wesen wahrzunehmen, die Schmerzen empfinden, sondern als Forschungsgegenstände, als analytische Objekte oder als Werkzeuge. Kranke schreibt, dass Wissenschaftler*innen eine Reihe von Techniken anwenden, um eine emotionale Distanz zu den Tieren aufzubauen. So geben sie den Tieren keine richtigen Namen, sondern abstrakte Kodierungen, Zeichen oder Nummern. Auch ziehen sie Schutzkleidung an, verwenden spezielle Geräte oder Werkzeuge, und folgen streng Protokollen, was wiederum hilft, eine physische und emotionale Distanz zu den Tieren zu bewahren. 

Das Problem: Diese Techniken reichen nicht vollends aus, Tiere komplett in analytische Objekte zu transformieren und die Wissenschaftler*innen haben trotz abstrakten Kodierungen und Schutzkleidung etwas Mitgefühl und Empathie mit den Versuchstieren. Da Wissenschaftler*innen aber dazu trainiert werden, objektiv zu sein, und Mitgefühl mit Versuchstieren als unwissenschaftlich oder unprofessionell angesehen wird, behalten die Wissenschaftler*innen ihre Gedanken und Gefühle für sich und entwickeln Schuldgefühle.

Um mit den Schuldgefühlen klarzukommen, wenden viele Bewältigungsstrategien an:

  • So wurde beobachtet, wie besonders Laborhelfer*innen und Techniker*innen mit den Versuchstieren spielen, in der Hoffnung, das kommende Leid der Tiere in den Versuchen zu lindern.
  • Wenn die Versuche besonders schlimm sind, machen Wissenschaftler*innen Witze, um besser mit der Situation klarzukommen (Eine Form von Galgenhumor). 
  • Wissenschaftler*innen betonen, wie wichtig das «Opfer» der Tiere für die Erreichung von medizinischen Zielen ist, wobei das Wort Opfer oft gebraucht wird.
  • Manche Wissenschaftler*innen beten, gewähren eine Schweigeminute, machen ein Begräbnis oder bauen ein Denkmal für die Tiere.
  • Hin und wieder werden extreme Schmerzen der Tiere heruntergespielt, oder werden als seltene Fälle bezeichnet. 

Nina Kranke bedauert, dass die Art und Weise, wie Tierversuche Wissenschaftler*innen belasten, von Psychologen grösstenteils unerforscht ist. Dennoch denkt sie, dass es Beweise gibt, dass Menschen leiden, wenn sie in Tierversuchen involviert sind. So gibt es eine Studie, die angibt, dass besonders junge Forschende signifikant höhere Angstzustände (im Original «anxiety levels») haben, als Forschende, die keine Tierversuche machen. 

Auch ist es denkbar, dass Wissenschaftler*innen den ähnlichen negativen Effekt abbekommen, wie Schlachthofmitarbeiter: So zeigt eine Studie, dass Arbeiten im Schlachthof nicht nur physische, sondern auch emotionale und psychologische Folgen für das Wohlergehen hat.

Aufgrund dieser Beobachtungen denkt Kranke, dass es naheliegend ist, dass zumindest einige Wissenschaftler*innen,  Laborhelfer*innen oder Techniker*innen unter Schuldgefühlen, emotionaler Belastung, Unbehagen und Traumata leiden und dass dieses Leid bei der ethischen Diskussion über Tierversuche mitberücksichtigt werden muss.

Was denkst du darüber?

Dieser Beitrag wurde von Sandro Räss verfasst. 

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Kommentare

3 Antworten

  1. Aus meiner Sicht sind Tierversuche Folter. Es gibt heute schon viele Forschungsmethoden ohne Tierversuche, die viel schneller und zuverlässiger Ergebnisse liefern, nur werden diese selten subventioniert. Mit öffentlichen Geldern Tierversuche zu unterstützen sollte verboten werden. Ich empfehle jedem, die Arbeit der deutschen Organisation „Aerzte gegen Tierversuche“ zu verfolgen und zu unterstützen. Sie engagieren sich für tierversuchsfreie Forschung und kämpfen gegen die häufig völlig sinnlosen und unglaublich brutalen Tierversuche.

  2. Im Gegensatz zu den Tieren hat der Mensch die Möglichkeit Enscheidungen zu treffen. In einem Schlachhof oder in einem Versuchslabor zu arbeiten ist somit eine Wahl mit allen damit einhergehenden Aus- und Nebenwirkungen.
    Zudem geht für mich die „Kosten-/Nutzenrechnung“ nicht auf. Einerseits sagen wir Menschen damit, dass wir in einer Hierarchie leben und höher gestellt sind als Tiere. Andererseits ist bekannt, dass Tierversuche nicht von einer Spezies auf eine andere Spezies übertragen werden können.
    Wie oft liest man den Satz „das Medikament ist im Tierversuch sehr vielversprechend, es ist jedoch noch nicht am Menschen erprobt worden“. Dies bedeutet im Klartext, dass Tierversuche ohne jeden Wert sind und im Gegenteil unermessliches Leid bei den betroffenen Tieren auslösen. Auch gibt es genügend Beispiele für „gut geprüfte“ Medikamente, die dann beim Menschen üble Nebenwirkungen hervorriefen und dann wieder vom Markt genommen werden mussten.
    Wir Menschen sind nur ein Faden im Gewebe des Lebens. Wir stehen und bewegen uns neben den Tieren nicht über ihnen und es steht uns nicht zu Folter zu verüben weder am Menschen noch an anderen Lebensformen.

  3. Leiden nicht nur Tiere?
    Nein!
    Ich bin Tierpflegerin Fachrichtung Versuchstiere. Im 2017 bin ich wegen schwerer Depression arbeitsunfähig geworden. Ich leide noch heute an diesen „Dingen“ die ich während den Versuchen machen musste.
    Zum Beispiel bei Kücken oder Mäusen den Kopf abschneiden um Blut zu gewinnen.
    Dies nur ein kleines Vergehen meinerseits. Der Katalog an schrecklichen Eingriffen ist enorm viel größer!
    Ich bin glücklich um jede Ablehnung eines Versuchsantrages. Nur kommt das nicht oft vor.
    Danke Allen die für das Tier kämpfen. Ich werde mir mein Tun niemals verzeihen können.
    Die IV behauptet nach wie vor, dass man bei dieser Tätigkeit keinen Schaden davonträgt.
    Wahrscheinlich bin ich die einzige auf dieser Welt, die Empathie für Tiere hat. Leider!

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