4 Gründe, weshalb Hafermilch noch immer teurer ist als Kuhmilch

Als Mitglied wirst du: 

  1. Zu unserer legendären, jährlichen Mitgliederversammlung eingeladen.
  2. Du bestimmst wohin die vegane Reise geht! 
  3. Du bekommst zur Begrüssung unser begehrtes Vegan-Welcome-Päckli. 

The time is now, sei dabei!

Das Angebot an veganen Milchdrinks ist mittlerweile sehr umfassend. Ein Liter Haferdrink ist allerdings bis doppelt so teuer als ein Liter Kuhmilch, obwohl die Zutaten der pflanzlichen Alternative um ein Vielfaches günstiger wären. Wieso eigentlich? 

 

Den Trend hin zu pflanzlichen Milchdrinks haben die Grossverteiler nicht verschlafen: Mittlerweile sind die Regale bei den Grossverteilern reich gefüllt mit unterschiedlichen Alternativprodukten zahlreicher Marken, darunter sogar Eigenmarken. Die Preise dafür reichen von beinahe gleich viel (z.B. Coop, ein Liter Kuhmilch 1.65 CHF vs. ein Liter Sojadrink 1.95 CHF) bis mehr als 50% teurer, wie beim Karma Bio-Haferdrink für 2.95 CHF (vs. Bio Vollmilch für 1.80 CHF). Hafermilch scheint in unserer Community die beliebteste Milchalternative zu sein, weshalb wir uns nachfolgend nur auf diese Milchalternative konzentrieren. Wieso ist Hafermilch im Laden so viel teurer als Kuhmilch?

 

1. Entwicklungskosten

Gemäss Migros sind die Entwicklungskosten und die Kosten der ganzen Logistikkette höher als bei Kuhmilch, weil die Absatzmenge von Pflanzendrinks kleiner ist. Allerdings zeigt der Trend in eine andere Richtung – vor allem da mittlerweile grosse Player in der Lebensmittelbranche ihr Sortiment um pflanzliche Alternativen erweitern, wie beispielsweise Emmi Anfang 2020 mit ihrer «Beleaf»-Linie oder Coca-Cola Schweiz mit ihren «AdeZ»-Milchgetränken.

Solchen Lancierungen geht meistens ein langwieriger Prozess voraus, in denen der Geschmack des Getränks, die Zutaten, das Design und weitere Faktoren erarbeitet werden. Diese Kosten machen später einen kleinen Teil jeder verkauften Packung Hafermilch aus.

Bei Kuhmilch ist das längst nicht mehr nötig: Was im TetraPak drin zu sein hat, ist reguliert und genau festgelegt. Ein Liter Vollmilch ist ein Liter Kuhmilch mit einem Fettgehalt von 3.5%, daran gibt es nichts zu optimieren.

 

2. Produktionskosten

An den Preisen der Zutaten liegt es nicht: Ein Liter Hafermilch besteht nur zu 5-15% aus Hafer, der Rest ist Wasser. Dazu enthält sie meist noch günstiges Sonnenblumenöl und Meersalz. Die Kosten für die Zutaten sind also verschwindend klein, vor allem verglichen mit dem riesigen Aufwand, den es für die Gewinnung von Kuhmilch benötigt (vom Preis, den die Umwelt bezahlt und der ethischen Thematik ganz abgesehen).

Jedoch ist die Nachfrage nach Hafermilch noch klein, sodass die Verarbeitungskosten relativ gesehen hoch sind – so können beispielsweise die Maschinen nicht Tag und Nacht laufen und voll ausgelastet werden. Coop gibt denn auch an, dass bei der Bio-Hafermilch von Karma die kleine Produktionsmenge den Preis bestimme. Bei der Kuhmilch sind solche Abläufe über Jahrzehnte optimiert worden. Und durch die – zwar jährlich abnehmende, aber immer noch hohe – Nachfrage kann Kuhmilch zu einem günstigen Preis verarbeitet und ausgeliefert werden.
Apropos Auslieferung: Diese treibt auch bei der Hafermilch von Oatly aus Schweden, die es vor kurzem zeitweise in der Migros zu kaufen gab, den Preis wohl nicht entscheidend in die Höhe. Logistikkosten sind in der Regel praktisch vernachlässigbar und befinden sich pro Liter Hafermilch im tiefen zweistelligen Rappenbereich.   

 

3.Subventionen 

Ein wichtiger Bestandteil des Preisunterschiedes sind Subventionen. Die Schweizer Milchwirtschaft befindet sich seit Jahren in der Krise, dazu tragen fallende Milchpreise und der Konkurrenzdruck durch Importe bei. Ohne Direktzahlungen des Bundes könnte die Milchproduktion in der Schweiz nicht aufrechterhalten werden: Zu teuer sind die Herstellungskosten im Vergleich zum Preis, der im Laden erzielt werden könnte.¹ Anders gesagt: Konsument*innen würden es sich zweimal überlegen, Kuhmilch in ihren Einkaufskorb zu legen, wenn daneben eine gleich teure oder gar günstigere Hafermilch steht.

Gemäss einem Artikel aus der Zeit und dem Bundesratsbericht im März 2019 haben die staatlichen Beiträge für einen durchschnittlichen Milchproduzenten zwischen 2000 und 2015 um 60 Prozent zugenommen.² Der Getreideanbau enthält im Gegensatz dazu viel weniger Unterstützung. So wird heute die Herstellung von Tierprodukten vom Bund viermal stärker subventioniert als die Produktion pflanzlicher Nahrungsmittel. Und das, obwohl die Produktion von Tierprodukten erst noch die grössten Umweltbelastungen verursachen.³

Der Grossteil unserer Steuern fliesst in die Landwirtschaft mit Tierprodukten.³

 

Nebst Subventionen hilft der Staat übrigens auch bei Marketingmassnahmen nach. Das betrifft zwar nicht direkt den Preisunterschied der beiden Milchdrinks, trägt aber auch zur Marktverzerrung bei. Denn der Branchenverband swissmilk – zuständig für das Marketing von Milchprodukten in der Schweiz – erhält Gelder vom Bund. Swissmilk finanziert sich zu mehr als 50 Prozent aus Mitgliederbeiträgen der Milchbäuer*innen, ganze 21 Prozent hingegen stammen jährlich vom Bund und damit faktisch von den Steuerzahler*innen.

Diese bereitgestellten Mittel müssen zwangsläufig ins Marketing von Kuhmilch investiert werden und dafür sorgen, dass Milchprodukte weiterhin zahlreiche Abnehmer*innen finden.

Demgegenüber steht keine Hafermilchlobby. Deshalb ist es wichtig, Organisationen wie die Vegane Gesellschaft Schweiz zu unterstützen: Wir setzen uns mit deiner Spende auf verschiedenen Ebenen für die Förderung des veganen Lifestyles in der Schweiz ein. 

 

4. Margen

Die Gewinnmargen der verschiedenen Player entlang der Wertschöpfungskette, also der Produzenten, Zwischenhändler und Detailhändler, machen den Löwenanteil des Preises aus. Teils bis zu 40% des Preises, den wir im Laden bezahlen, kann auf sie zurückgeführt werden. Doch weshalb können sich das die Unternehmen erlauben? Das setzt sich wohl aus folgenden drei Gründen zusammen:
Zwar stehen im Regal von Coop fünfzig verschiedene Milchalternativen, doch diese werden von wenigen Herstellern produziert. Zudem schätzen wir, dass der Umsatz der Alternativen zu Kuhmilch in der Schweiz noch immer im ein- oder tiefen zweistelligen Prozentbereich liegt. Pflanzliche Milchalternativen sind also noch immer ein Nischenmarkt mit relativ wenig Konkurrenz unter den Herstellern. Ausserdem zeigt sich bei den Konsument*innen eine hohe Zahlungsbereitschaft von loyalen Kund*innen. Eine Umfrage von 2018 zeichnet das folgende Bild der durchschnittlich vegan lebenden Person in der Schweiz: Eine 35-jährige Frau mit einem Hochschulabschluss, die seit 3 bis 10 Jahren vegan lebt und ursprünglich vegan wurde, weil sie eine Doku über Tierhaltung geschaut hat. Zwar ist die Umfrage schon etwas älter, aber im Kern hat sich wahrscheinlich nicht viel geändert: Die Schweizer (Teilzeit-)Veganer*innen können es sich leisten, für pflanzliche Milchdrinks mehr zu bezahlen, und das ist es ihnen für das Tierwohl und die Umwelt auch wert.

In jüngster Zeit gesellte sich noch ein weiterer Faktor dazu: Milchalternativen sind in. Spätestens seit dem Aufkommen der Klimajugend im Jahr 2019 zählen vegane Lebensmittel in städtischen Gebieten zu Lifestyle-Produkten. Die Zeiten, in denen man mit «Milch» klar «Kuhmilch» meinte, sind vorbei – heute überrascht es, wenn ein urbanes Café keine Hafermilch anbietet. 

Fazit

Der hohe Preis eines Liters Hafermilch setzt sich aus der Entwicklung, der Produktion und vor allem der hohen Margen entlang der Wertschöpfungskette zusammen – letzteres dank ihrer Vermarktung als Lifestyle-Produkt, relativ kleiner Konkurrenz und einer hohen Zahlungsbereitschaft seitens Konsument*innen. Zudem werden Milchalternativen hierzulande längst nicht so stark subventioniert wie Kuhmilch. 

Wie immer reguliert auch hier Angebot und Nachfrage den Markt: Je mehr Absatz mit pflanzlichen Milchalternativen erzielt wird, umso tiefer werden die Produktionskosten und umso mehr Produzent*innen steigen ins Geschäft ein, was mit steigendem Konkurrenzdruck und sinkenden Preisen einhergeht.

In Sachen Subventionierung hat die Schweiz noch einen langen Weg vor sich, aber auch hier tut sich was: Nächstens kommen gleich drei Agrarinitiativen vors Volk: Am 13. Juni stimmen wir über die Trinkwasserinitiative und die Pestizid-Initiative ab, und spätestens 2022 über die Massentierhaltungsinitative

Bis Hafermilch aber höchstens so viel wie Kuhmilch kostet, kannst du vegane Milch auch ganz einfach und günstig selber zubereiten: Hier gehts zu Rezepten, um Milch selber herzustellen. 

Quellen:

1  www.agrarbericht.ch/de/politik/direktzahlungen/finanzielle-mittel-fuer-direktzahlungen, 3. August 2020

2  www.zeit.de/2019/12/milch-landwirtschaft-kuehe-milchproduktion-subventionen-milchkonsum, 3. August 2020

3  https://www.visionlandwirtschaft.ch/_visionlandwirtschaft_prod/uploads/pdf/VL_Newsletter_Kostenwahrheit_final.pdf

4  www.swissmilk.ch/de/produzenten/ueber-uns/finanzierung/mittelherkunft-mittelverwendung, 3. August 2020

 

Wusstest du, dass sich die Vegane Gesellschaft Schweiz aus Spenden und Mitgliedschaften finanziert? Unterstütze uns noch heute mit einer Mitgliedschaft und hilf uns, den Veganismus in der Schweiz mit professioneller Öffentlichkeitsarbeit und spannenden Projekten zu fördern!

Facebook
Twitter
WhatsApp
Email
LinkedIn

Kommentare

2 Antworten

  1. Es wird letztlich eine Frage der Zeit sein:
    Oatly wird seine Markanteile in Deutschland schon verloren haben bzw. nur im Premiumsegment bleiben können.
    Rewe, Edeka, Aldi Süd führen in Deutschland mittlerweile alle Hafermilch (Bio) für knapp 1 Euro (1.10 Fr) und ich hab das Gefühl, dass der Preis immer noch zu hoch im Vergleich zu Kuhmilch ist . Durch höhere Konkurrenz, größeres Angebot wird das Produkt für mehr KundenInnen interessant werden, die Nachfrage wird weitersteigen und der Preis weitersinken. Vermutlich auch in der Schweiz

  2. Meines Erachtens sind das alles Ausreden, ausser Punkt 4
    Hafermilch besteht praktisch aus Hafer und Wasser, die Herstellungskosten dürften im Rappenbereich liegen. Wir werden einfach ausgenommen!
    1 l Oatly kostet in Deutschland nicht mehr als 2.20 Fr, im Coop aber 3.50 Fr.
    Dabei ist es das exakt gleiche Produkt, welches aus Schweden importiert wird, der einzige Unterschied ist, dass es bei uns eine Schweizerin ins Regal einräumt. Ich denke nicht dass sich damit ein mehr als 1/3 höherer Preis rechtfertigen lässt.
    Oatly produziert auch nicht in kleinen Mengen und schon relativ lange, die werden ihren Prozessablauf ziemlich optimiert haben.
    Zudem ist es nicht einmal Bio

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

vegane Bärlauch-Crepes
  • Rezepte ·

vegane Bärlauch Crêpes

Bärlauch spriesst gerade überall aus den Böden, und diese herzhaften Crêpes sind eine köstliche Möglichkeit, sein frisches Aroma zu geniessen. Perfekt für ein gemütliches Frühstück oder als…
Weiterlesen
veganer Osterkuchen
  • Rezepte ·

veganer Osterkuchen

Sowohl Schokoladenhasen als auch Schokoeier gehören zu Ostern, ebenso wie der traditionelle Osterkuchen. Der Geschmack von Griess, Rosinen und Mürbeteig gehört einfach zusammen. Schnell zubereitet und noch…
Weiterlesen
veganes Papet Vaudois
  • Kindheitsrezepte ·

vegane Papet Vaudois

Der traditionelle Waadtländer Eintopf gehört zu den bekanntesten Spezialitäten der Region. Mit nur drei Zutaten ist er günstig, einfach zuzubereiten und schmeckt super lecker. Für alle, die…
Weiterlesen
X
X